Gruselkabinett 186: Der Ghoul, E. T. A. Hoffmann (Hörspiel)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 05. November 2023 08:49
Gruselkabinett 186
Der Ghoul
E. T. A. Hoffmann & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Thomas Balou Martin, Jesse Grimm, Jürgen Thormann u.a.
Titelbild: Osman Askin
Titania Medien, 2023, 1 CD, ca. 58 Minuten, ca. 8,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
E. T. A. Hoffmann (1776-1822) ist einer der romantischen Schriftsteller, wenn nicht sogar einer der ersten, der auch die dunkle Seite menschlicher Gelüste in seinen Geschichten thematisierte und so für einen wohligen Grusel sorgte. Das ist auch bei „Der Ghoul“ der Fall.
Nach dem Tod seines Vaters nutzt Graf Hyppolit das Erbe, um sein Heim wieder her zu richten und ein wohliges Nest zu schaffen. Doch erst auf Anraten seines Oheims kommt er auf die Idee, zu heiraten. Die Auserwählte ist die schöne und zarte Aurelie; auch wenn er zunächst deren abscheuliche Mutter mit in Kauf nehmen muss. Nach einer Phase des Glücks aber beginnt sich seine Frau ebenfalls seltsam zu verändern, so dass Hyppolit misstrauisch wird…
Es ist eine klassische Schauergeschichte, die das „Gruselkabinett“ da präsentiert. Denn so hoffnungsvoll wie die Geschichte auch beginnen mag, so düster und traurig wird sie im Verlauf der Handlung und weckt im Zuhörer nicht nur Mitleid, sondern erzeugt auch einen angenehmen Schauer, denn das Ende wird konsequent durchgezogen.
Es wird vielleicht nicht viel zu den Hintergründen erklärt, fügt sich aber - in der durch Erzählungen der jungen Frau leicht ineinander verschachtelten Handlung - passend zusammen. Zwar enthüllt Aurelie nach und nach Facetten ihres früheren Lebens, aber die ganze Wahrheit kommt erst am Ende ans Licht und ist schrecklicher als vermutet. Die Auflösung folgt der damals üblichen Moral, ohne sich allerdings die Mühe zu machen, wirklich alle Fragen zu beantworten.
Die Sprecher verleihen ihren Figuren Leben und Charakter, man kann sich den jungen Grafen, seine Braut, aber auch die unangenehme Baroness, die ganz offensichtlich Drahtzieherin des Bösen ist, sehr gut vorstellen.
Die Handlung hält den Hörer im Bann, gibt es doch immer wieder kleine, aber feine Wendungen bis zum erschreckenden Finale. Zugleich präsentiert das Hörspiel eine heute eher etwas untergegangene Sichtweise auf die titelgebenden Ghouls und vermischt sie mit dem Aberglauben der damaligen Zeit.
Heraus kommt ein Hörspiel, dass sich sehen lassen kann, bleibt es doch spannend und kurzweilig durch das Geschehen und die Figuren, die einen immer wieder zu überraschen wissen.
„Der Ghoul“ ist ein weiteres atmosphärisches Hörspiel aus der „Gruselkabinett“-Reihe, das wieder einmal vor allem den Fans düsterer Schauergeschichten gefallen dürfte, wie sie in der Romantik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkamen: voller Aberglauben, Gefühl, aber auch Dekadenz, durch die das Böse leicht Fuß fassen kann.