June CL Tan: Jade und Obsidian - Die Legende der Zwillingsschwerter (Buch)

June CL Tan
Jade und Obsidian - Die Legende der Zwillingsschwerter

(Jade Fire Gold, 2021)
Übersetzung: Mareike Weber
cbt, 2023, Paperback, 510 Seiten, 13,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Legende besagt, dass nur das Schwert des Lichts die Erde von der sich auf dieser ausbreitenden Seuche befreien kann. Tiensai-Magie ist es, die das Land zerstört und unfruchtbar macht und damit letztlich zu Krieg, Not und Unterdrückung führt. Nur der verheißene Lebensräuber kann das verschollene Schwert finden und das Wunder vollbringen.

Nur, dass einige der Mächtigen annehmen, dass ausgerechnet die ehemalige Schankkraft und Diebin Ahn, die sich eigentlich nur um ihre kranke Oma kümmern möchte, eben jene Lebensräuberin sein soll, dass will unserer jungen Frau so gar nicht in den Kopf. Ja, sie kann die verbotene, von den Priestern gnadenlos verfolgte Magie wirken, doch deshalb sie gleich gefangenzunehmen und in die Hauptstadt zu verfrachten, das ist doch übertrieben. Nun, immerhin noch besser als gleich auf dem klerikalen Scheiterhaufen zu landen.

Kurz bevor sie gefangengesetzt wird, lernt sie auf einem Basar einen faszinierenden jungen Mann kennen. Ein Mann, der gezeichnet ist: Narben und eine Augenklappe prägen sein Gesicht, niemand außer seinen engsten Verbündeten weiß, dass er der vermeintlich von Schergen seines Onkels gemeuchelte Thronerbe ist, der nur eines im Kopf hat - Rache für den Tod seiner Mutter und Schwester zu nehmen.

Die beiden Schicksale verknüpfen sich, denn nur gemeinsam könnte es ihnen gelingen, das Reich und dessen Untertanen zu retten…


Die in Singapur geborene, mittlerweile in New York lebende Autorin legt uns einen Fantasy-Plot der asiatischen Art vor. Nach einem kurzen einführenden Prolog stellt sie uns darin zunächst Altan, den Thronerben vor, bereitet den Nährboden zum Begreifen seiner Rachsucht. Danach geht es in abwechselnden Kapiteln, die jeweils in Ich-Form erzählt werden, schnell hinein in die abenteuerliche Handlung. Und die Verfasserin spart nicht mit bekannten, erprobten und liebgewonnenen Versatzstücken. Über die Erlebnisse lernen wir die Figuren näher kennen und schätzen, erfahren von den Intrigen, der Geschichte und der aktuellen Situation des Königreichs.

Der Plot offenbart dabei unerwartete Wendungen, tischt uns finstere Antagonisten auf und präsentiert zunächst temporeiche Dramatik. Die Bühne selbst ist recht oberflächlich ausgearbeitet; stilistisch ist der Roman, der Zielgruppe angepasst, eher einfach gehalten. Erfahrene Leser werden zwar die grobe Handlung und dessen Finale vorhersehen, die Details, die sie erwarten, sind aber hinreichend überraschend, um sie an den Seiten zu halten.

So bietet der Roman ein kurzweiliges Leseerlebnis ohne viel Tiefgang; spannend erzählte, fernöstlich angehauchte Fantasy mit geringem Romantik-Faktor.

Bei der äußeren Buchgestaltung hat sich der Verlag große Mühe gegeben: Rundum-Farbschnitt mit dem Motiv eines Schwertes, Prägedruck und ein phantastisch, super-gut passendes Titelbild heben das Werk aus der Vielzahl der monatlichen Novitäten heraus.