Mark Hayden: Die 13. Hexe - Die Königswacht 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. Oktober 2023 12:18
Mark Hayden
Die 13. Hexe
Die Königswacht 1
(The 13th Witch, 2017)
Übersetzung: Oliver Hoffmann
Lindwurm, 2023, Hardcover, 394 Seiten, 21,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Er war einer der besten Hubschrauberpiloten der Royal Air Force. Seine Rettungseinsätze im Irak und Afghanistan haben ihm eine Tapferkeitsmedaille sowie ein Schienbein aus Titan-Stahl beschert - und eine ehrenvolle Entlassung aus dem Staatsdienst. Gut, dass er bei einem seiner Einsätze einem Warlord ein wenig Bares abgenommen und in einem Bankdepot gesichert hat. Seine Freundin sitzt wegen Betrug und Mord hinter Gittern, seine Schwester ist mehr als sauer auf ihn und seine Eltern, eine Ex-Agentin der Krone und ein nicht sonderlich erfolgreicher Antiquitätenhändler, haben ihren Wohnsitz ins warme Spanien verlegt.
Dann kommt ein Job-Angebot: Ein einäugiger alter Mann will ihn rekrutieren – ein Typ, der sich Allvater nennt; vielleicht besser unter dem Namen Odin bekannt. Für ihn soll er eine vermisste Hexe suchen und gegebenenfalls, so nötig, aus der Bredouille retten. Dabei lernt er den Lord-Maulwurf Londons kennen, die Magick-Gesellschaft, Hexen, Zwerge - und eine Frau, die ihm nach dem Leben trachtet. Und dies, obwohl er die Gute vorher noch nie gesehen hat…
Wenn eine Buchreihe im Original bereits sage und schreibe elf Titel umfasst, dann kann man davon ausgehen, dass der Autor etwas, nein Vieles richtig gemacht hat. Die Fans goutieren die fortlaufende Geschichte, wollen wissen, wie es mit den Protagonisten und deren Welt weitergeht.
Lindwurm legt uns den ersten Band in einer hochwertigen Hardcover-Ausgabe vor. Zwar wird im Internet angegeben, dass es sich um eine Broschur handeln würde, ich habe aber ein gebundenes Buch vor mir. Der Verlag kündigt den zweiten Band dann gleich noch für Frühjahr 2024 an. Soweit vorausgeschickt zum Titel selbst.
Wir finden uns im bekannten Umfeld der Urban Fantasy wieder. Es gibt Zauberer, Hexen, Götter, intelligente Riesenmaulwürfe mit einem entsprechenden Ego und jede Menge Bürokratie innerhalb der natürlich höchst geheimen Einheit, die über diese Welt wacht.
Zusammen mit unserem Erzähler, den der Autor einer anderen Serie von ihm entlehnt hat, lernen wir diese uns und ihm fremde Welt kennen. Dass Conrad Clarke keine Ahnung hat, in was er hier hineingetappt ist, macht ihn als Erzähler zur idealen Identifikationsfigur, hat er doch, wie wir, keine Ahnung, was wirklich vorgeht. Mit seinem trockenen Humor, seiner lakonisch-zynischen Art wirkt er gleichzeitig ein wenig trottelig und kompetent - auch wenn dies zunächst ein Widerspruch in sich selbst zu sein scheint. Er hat Erfahrung darin, sich seiner Haut zu wehren, hat schon Bösewichte getötet, war unter feindlichem Beschuss, so dass ihm Gefahrensituationen nicht unbekannt sind. Gleichzeitig verzweifelt er fast angesichts der übernatürlichen Welt, die ihm plötzlich und unerwartet begegnet. Hier kennt er sich so gar nicht aus, weiß nicht, wie er sich verhalten, positionieren soll.
Dazu kommt eine, nun nennen wir sie Queste, die ihm seine Grenzen aufzeigt. Doch auch unser Protagonist hat Einiges in der Hinterhand, mit dem wiederum die Magicker - ja es heißt Magick! - nicht rechnen.
Das ist zunächst einmal eine eigenständige, übernatürliche Welt, die zwar entferne Ähnlichkeiten mit denen von Benedict Jacka und Ben Aaronovitch aufweist, aber in ihrer Ausgestaltung ganz eigene Wege geht.
Der Erzähler ist kantig, zu Beginn aber noch etwas blass gezeichnet. Dies wird im Verlauf des Romans besser, der Charakter wird mit Hintergrund gefüllt, das Tempo zieht an. Um es deutlich zu sagen: noch ist Conrad Clarke kein Alex Verus, Harry Dresden oder Peter Grant. Im direkten Vergleich mit diesen schneidet er - derzeit zumindest - nicht wirklich gut ab. Doch er und die beschriebene Welt hat Potential, so dass ich zunächst interessiert auf den zweiten Band warte.