Jenny Wood: Totennacht - Mafed kehrt zurück (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. Oktober 2023 12:16
Jenny Wood
Totennacht - Mafed kehrt zurück
Titelbild: Grit Richter
Art Skript Phantastik, 2023, Paperback, 496 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Mafed, einst im ägyptischen Götterpantheon als der Gott bekannt, der die Seelen der Verstorbenen ins Reich nach dem Leben begleitete, hatte sich nach dem Fall in die moderne Zeit in New York eine neue Heimat geschaffen. Als Rechtsmediziner arbeitete er für das NYPD, ermittelte mit Detective Ian Barnell zusammen höchst erfolgreich an Mordfällen. Sie galten als schon legendäres Team, das die meisten rätselhaften Verbrechen der Stadt aufgeklärt hat. Dass sie sich dabei auch nähe kamen, dass eine Göttin versuchte Ian zu ermorden führte dazu, dass Mafed den Kontakt abrupt beendete und aus dem Big Apple floh.
Nun wurde er zurückgeholt. Ein Serienkiller ist unterwegs auf den Straßen der Stadt, die niemals schläft. Junge, attraktive Frauen werden ermordet, ihre Augen fehlen.
Dass Mafed nicht einfach wieder dort anfangen kann, wo er so unvermittelt aufgehört hat, das war ihm vorab bewusst. Dass er aber bei seinem früheren Partner auf so viel vehemente Ablehnung stoßen würde, das überrascht und verletzt ihn.
Ian ist durch die Art und Weise, wie Mafed ihn verlassen hat, tief verletzt, ertränkt seinen Kummer im Alkohol. Dazu kommt, dass ein neuer Staatsanwalt die Fälle an sich gerissen hat - ein Mann, der Karriere machen will, der für seinen Erfolg über Leichen geht. Ian droht, vom Fall abgezogen zu werden - doch dann kommen sich unsere Beiden wieder näher, viel näher - und es gibt erste Indizien, die zum Täter weisen könnten…
Jenny Wood kehrt in die Welt der ägyptischen Götter, die sich in unserer Zeit zurechtfinden müssen, zurück. Nach der Zusammenarbeit mit Melanie Vogltanz darf sie dieses Mal solo von den weiteren Abenteuern des Totendocs berichten.
Gleich zu Beginn hat sie mich eingefangen. Ja, sie weiß, wie man das Interesse der Leser weckt, wie man einen Plot rund um ermordete Frauen und der Suche nach dem Täter aufziehen muss.
Hätte sie es dabei belassen, sie hätte bei mir offene Türen eingerannt. Dem Konjunktiv können Sie entnehmen, dass es nicht bei der Suche nach Motiv und Täter bleibt. Im Verlauf der durchaus interessant und kurzweilig aufgezogenen Handlung, rückt das Zwischenmenschliche immer mehr ins Zentrum. Die Darstellung der homoerotischen Liebesbeziehung in all ihren Tiefen und Höhen ist gelungen, lenkt für meinen Geschmack aber zu sehr vom eigentlichen Plot ab. Desweiteren greift die Verfasserin gerne und ausgiebig in die Kiste mit den bekannten Versatzstücken: der Escort-Service, der eiskalte Staatsanwalt etc.; das kam mir dann doch recht bekannt vor. Auf der Strecke blieb über lange Zeit ein wenig das Besondere der Reihe: die gefallenen Götter, die sich in unserer modernen Welt zurechtfinden müssen.
Spät besinnt sie sich dann doch auf ihre Stärken - nach dem gelungenen Start wartet ein fulminanter Schluss auf uns.
Insoweit bin ich ein wenig hin und her gerissen. Die tollen Ansätze sind da, dann aber stellt sie die Liebe zwischen Männern zu sehr ins Zentrum, statt diese als etwas Selbstverständliches zu porträtieren, bevor sie im Finale wieder in die Spur kommt.