Karin Kehrer, Alexandra Balzer & Klaus Mundt (Hrsg.): Rastlose Seelen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 09. Februar 2011 19:50
Karin Kehrer, Alexandra Balzer & Klaus Mundt (Hrsg.)
Rastlose Seelen
Titelillustration von Katharina Joanowitsch
Schreiblust-Verlag, 2010, Taschenbuch, 260 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-9812228-3-8
Von Irene Salzmann
„Rastlose Seelen“ ist, wie der Titel bereits verspricht, eine Anthologie mit Gespenstergeschichten. Auf 260 Seiten finden sich 13 (ob die Zahl bewusst ausgewählt wurde?) Storys von sieben Autorinnen und fünf Autoren (Herausgeberin Karin Kehrer ist mit zwei Beiträgen vertreten). Und obwohl es eigentlich in allen Storys um dasselbe geht – Geister suchen Menschen oder bestimmte Orte heim und werden von Geisterjägern mehr oder minder erfolgreich vertrieben –, gelingt es jedem Autor, das Thema auf seine eigene Weise umzusetzen, so dass keine Erzählung der anderen gleicht.
Beispielsweise schildert Bettina Ferbus in „Hoppa, hoppa Reiter“, wie ein pensionierter Geisterjäger auf einen Hof gerufen wird, auf dem sich schlimme Dinge zugetragen haben: Ein lammfrommes Pony beißt einem kleinen Mädchen in den Arm, und der zuverlässige Hund will seinen Herrn anfallen. Alexander Hartmann kann den bösen Geist stellen, der die Tiere zwingt, wider ihren Willen zu handeln, aber der Gegner ist so mächtig, dass der Geisterjäger zu einem Mittel greifen muss, das ihn mehr als nur ein paar Lebensjahre kosten kann...
Linda C. Decker erzählt in „Den ersten Geist vergisst man nie“ von einer jungen Frau, die nicht nur als Autorin sondern auch als Geisterjägerin ihr Geld verdient. Allerdings unterscheiden sich Realität und Fiktion gewaltig – und über ihren ersten Geist gibt es eine ganz besondere Geschichte, die sich nicht als Roman-Vorlage eignet.
Noah und Kylie heißen die Geisterjäger in Alexandra Balzers „Seelenopfer“, denen man ihren Beruf nicht ansieht. Die beiden wissen jedoch genau, was sie zu tun haben, und ihr stets hungriger Begleiter dankt es ihnen, die erlösten Kunden jedoch weniger.
In „Der letzte Versuch“ von Peter Hohmann versuchen zwei Geschwister, den bösen Geist Grufus unschädlich zu machen, der ihre Familie auf dem Gewissen hat. Beide bringen große Opfer, größer noch, als einer von ihnen auch nur ahnt ...
„Die dritte Frau“ von Karin Kehrer ist eindeutig ein Geist. Der junge Student, der sie sehen kann und sie bannen soll, kennt jedoch nicht die ganze Geschichte und gerät prompt in einen Strudel tödlichen Begehrens.
Die Storys sind abwechslungsreich, spannend und routiniert erzählt, lassen eine bedrohliche, gruselige Atmosphäre entstehen – und überzeugen von der ersten bis zur letzten Seite. Es heißt immer, die Phantastik sei weitgehend ausgeschöpft, doch beweist „Rastlose Seelen“, dass interessante Varianten weiterhin möglich sind und selbst ein bekanntes Motiv von einem talentierten Autor so reizvoll ausgeschmückt werden kann, dass auch erfahrene Leser Feuer fangen. Alle Beiträge in der Anthologie liegen über dem Durchschnitt, sie sind qualitativ homogen, es gibt keinen Ausreißer nach unten.
Auch die Gestaltung des Taschenbuchs kann mit den Produkten der ‚größeren‘ Verlage mithalten: ordentlicher Einband, festes Papier, sauberer Druck – und wahrlich 260 Seiten spannende Unterhaltung für nicht einmal 10,00 EUR.
Genre-Fans, die sich gruseln wollen und intelligente Geschichten zu schätzen wissen, sollten zugreifen.