Marlysa 9: Rückkehr nach Tolden (Comic)

Marlysa 9
Rückkehr nach Tolden
(Marlysa 9: Retour à Tolden)
Text: Jean-Charles Gaudin
Zeichnungen: Jean-Pierre Danard
Farben: Yoann Guillo
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-939823-32-2

Von Frank Drehmel

Das Album „Rückkehr nach Tolden“ markiert den Beginn des dritten „Marlysa“-Zyklus'; der erste Zyklus erschien bei Carlsen, die drei Bände des zweiten im Splitter Verlag.

Ein Hilferuf Tatrins lässt Marlysa in Begleitung Durkans nach Dompur zurückkehren; bevor sie jedoch in Kontakt zu ihrem alten Freund treten kann, wird die Kriegerin mit der Maske von Durkan verraten und einem Trupp fremder, barbarisch aussehender Krieger ausgeliefert. Der Verräter erhält im Gegenzug Gold, mit dem er seine Braut, Zeyli, aus der Sklaverei freizukaufen gedenkt; Durkan wird jedoch selbst zum Opfer seines eigenen Verrats, als die Barbaren beim Versuch, das Gold zurückzustehlen, Zeyli töten. Daraufhin schwört der Söldner blutige Rache und macht sich an die Verfolgung der Schar, die Dompur mit der gefangenen Marlysa zwischenzeitlich verlassen hat.

Während eines Zwischenstopps in einem befestigten Lager innerhalb der Wälder lernt Marlysa einem weiteren Gefangenen – den alten Hyliam – kennen, welcher Historiker von Beruf ist und den Barbaren Hintergrundwissen über die ihnen anscheinend unbekannte Gegend liefern soll. Bevor dieses jedoch geschehen kann, befreit Durkan seine ehemalige Kampfgefährtin sowie den alten Mann, um zunächst zu dritt und später, nachdem der Historiker in Sicherheit gebracht worden ist, zu zweit gen Tolden – Marlysa Heimat – zu reisen und die Städte auf ihrem Weg dorthin vor der Invasion der Kiddriks – so der Name der Barbaren – zu warnen.

Am Staudamm von Tessan kommt es zu einer erneuten Konfrontation mit dem Feind, welche die beiden Reisenden dank des Eingreifens befreundeter Amphibienmenschen nicht nur für sich entscheiden können, sondern die ihnen auch einen Gefangenen der barbarischen Rasse in die Hände spielt. Auch wenn dessen Verhör nur wenig Informationen liefert, so bestärkt es Marlysa darin, dass Eile geboten ist, um Tolden zu warnen. Als sie und Durkan in Tolden ankommen, müssen sie feststellen, dass die Kiddrik längst dort sind und sämtliche Menschen – so auch Marlysas Freunde – verschleppt zu haben scheinen. Als sei das nicht schlimm genug, geraten auch die beiden Verbündeten erneut in die Klauen der Unholde.

Dieses neunte „Marlysa“-Album hinterlässt einen ambivalenten Eindruck, wobei das in erster Linie für die Story, kaum jedoch für das Artwork gilt. Inhaltlich bietet Gaudins leichte, abenteuerliche, schnelle und zum Teil humorvolle Geschichte zwar unaufgeregten Lesespaß, bedauerlicherweise jedoch sind zum einen die Figuren durch die Bank schwach und oberflächlich gezeichnet, ohne nachvollziehbare emotionale Tiefe, zum anderen fehlt es der Handlung an Stringenz, Schlüssigkeit und Zusammenhalt, wirken die einzelnen Szenen und Sequenzen relativ hektisch verbunden.

Das wirkliche Highlight dieses Albums ist Danards und Guillos Artwork. Wenn man in der Lage ist, über Marlysas permanent dämlich-überraschte Mimik mit den treu-doof aufgerissenen Augen hinwegzusehen, dann eröffnet sich eine exotische Bilderwelt, deren Anklänge an balinesische Götter- und Dämonen-Masken beziehungsweise Figuren-Darstellungen unverkennbar sind. Bemerkenswert sind überdies die Dynamik sowie die Fleischlichkeit, die Körperlichkeit der einzelnen Panels, die durch den schwungvollen Strich Darnards in Verbindung mit der Tiefe bildenden Koloration Guillos generiert werden

Fazit: Auch wenn die Story trotz aller Gefälligkeit beziehungsweise Unterhaltsamkeit aufgrund der dünnen Charaktere und der hektischen Handlung nicht voll zu überzeugen vermag, so macht das originelle, lebendige Artwork „Rückkehr nach Tolden“ dennoch zu einer Empfehlung für jeden Freund leichter Fantasy.