Kai Hensel: Wo ist Valentin? (Buch)

Kai Hensel
Wo ist Valentin?
Kanon, 2023, Hardcover, 334 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der in Berlin lebende Kai Hensel arbeitete schon als Werbetexter, Comedy-Autor und verfasste Drehbücher für Fernsehen und Bühne. Inzwischen schreibt er aber auch Romane, von denen einer für den Glauser-Preis nominiert war. Ganz neu ist allerdings „Wo ist Valentin?“


Katja ist Biologielehrerin am Gymnasium der Kleinstadt Aschersburg. Sie ist ganz glücklich ohne Partner, denn sie teilt Wohnung und Leben mit ihrem heißgeliebten Kater Valentin. Doch als er verschwindet, bringt das nicht nur sie aus dem Konzept, sondern auch die Gemeinde. Die Suche weitet sich aus, macht auch die Schülerin Ricky stutzig, die nun entsprechend zu recherchieren beginnt. Sie und Katja bringen nach und nach durch ihre Aktionen Geheimnisse ans Licht, die das Leben in dem beschaulichen Ort und in der Schule auf dem Kopf stellen könnten.

 

Wie bei allen Cozy Crimes liegt auch hier der Fokus der Geschichte weniger auf dem Fall, als auf den Figuren. Denn Kai Hensel nimmt sich die Zeit, den Ort und die wichtigen Figuren ausführlich vorzustellen und dabei nach und nach erste Hinweise auszustreuen, dass das Verschwinden Valentins nur die Spitze eines Eisbergs ist. Denn Katja hütet bewusst Geheimnisse, die ihren Kater umgeben und trägt ihre eigenen Traumata mit sich herum - und nicht anders sieht es bei Ricky aus. Nach und nach kommt heraus, dass Valentin alle irgendwie miteinander verbindet und Figuren, die zunächst sympathisch erscheinen, auch ihre dunklen Seiten haben und umgekehrt.

Auch wenn lange Zeit eigentlich nicht viel passiert, so bleibt die Geschichte doch spannend, fallen immer wieder düstere Andeutungen, dass hinter den Kulissen noch mehr vor sich geht. Durch die verschiedenen Handlungsebenen baut sich nach und nach eine zusammenhängende Geschichte auf, die gleich mehrere fiese Verbrechen enthüllen. Der Showdown verbindet diese alle dann in einem recht actionreichen und dramatischen Finale, das zudem ansprechend ausklingt.

Der Humor kommt aber auch nicht zu kurz, denn die Schule und der Ort werden von eigensinnigen Charakteren bevölkert, die zunächst wie Klischees wirken, aber nach und nach auch andere Facetten ihrer Persönlichkeit enthüllen. Gelegentlich wird es dabei makaber, aber letztendlich rundet das die Geschichte nur noch mehr ab.

„Wo ist Valentin?“ ist eine Geschichte, die mehr bietet als man auf den ersten Blick denkt. Wer sich die Zeit nimmt, wird auch ein Netz aus Verbrechen genießen, das es in sich hat, garniert mit manch schwarzhumorigen Momenten. Es macht Spaß zu erkennen, dass dieser Cozy-Crime-Roman nicht gleiche alle Fakten auf den Tisch legt, sondern den Leser auffordert, sich die vielen kleinen Andeutungen zu merken, die im Alltäglichen versteckt sind.