Craig Schaefer: Die Hexen von New York (Buch)

Craig Schaefer
Die Hexen von New York
(A Time for Witches, 2020)
Übersetzung: Michael Siefener
Heyne, 2023, Paperback, 510 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Weiter geht es mit der Lebensgeschichte Lionel Pages, eines früheren Enthüllungsreporters, dem zwischenzeitlich die Augen für die real existierende magische Welt geöffnet wurden. Dass er mit einer unsterblichen Hexe und Priesterin der Titanin Hekate zusammen ist, zieht ihn, nach den Vorkommnissen in New York, erneut mitten hinein ins magische Geschehen.

Ein Multi-Millionär, ein vermeintlicher Wohltäter, der Kinderkrankenhäuser am laufenden Band eröffnet, plant im Central Park ein Fest der Superlative. Namhafte Künstler werden auftreten, als besondere, strenggeheime Überraschung ist dann noch die Enthüllung eines Dings aus der tiefen, mystischen Vergangenheit geplant - nur darf davon natürlich außer unserem selbsternannten Wohltäter und seinen Schergen niemand wissen. Unter Letzteren befindet sich auch Jason - ja der legendäre Anführer der Argonauten weilt noch unter uns; passenderweise der Ex-Ehemann von Lionels Hexen-Geliebten.

Nun ist mal wieder Drama großgeschrieben angesagt, droht doch ein die menschliche Bevölkerung massiv dezimierendes Übel auf selbige losgelassen zu werden - und auch die Ex-Eheleute haben miteinander noch ein Hühnchen zu rupfen. Und Lionel, natürlich bemüht aber maßlos überfordert, ist wieder einmal mittendrin.


Eigentlich sollte „Die Geister von New York“ ein Einzelroman sein und bleiben. Die Geschichte von Lionel und Maddie (Madea) schien erzählt, alles zu einem in sich runden, befriedigenden Abschluss gebracht. Doch dann drängte sich dem Verfasser eine weitere Idee auf: eine Rückkehr zu Lionel und Co., angereichert durch antike Amazonen, Ungeheuer und wahre Helden - oder zumindest solche, die sich dafür halten.

Das Buch selbst ist dreigeteilt. Der erste Teil, ausschließlich aus Sicht Lionels geschildert, zieht sich. Das Gebotene wirkt weder sonderlich interessant noch wirklich spannend. Dann aber, im Mittelteil, geht es plötzlich doch massiv voran. Die Perspektive wechselt zu Maddie und Jason, erste Zusammenhänge und Motive werden deutlich, der Plot nimmt Fahrt auf. Plötzlich hängen die Geschehnisse nicht mehr in der Luft, fügen sich in ein nach und nach sich vervollständigendes Puzzle. Dann zieht Schaefer das Tempo weiter an, versucht einen auf Matthew Reilly zu machen - und scheitert; allerdings nicht kläglich. Er überzieht es ein wenig mit der Pyrotechnik und den riesigen Kampf-Trucks, der Realitätssinn bleibt außen vor. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Gut gelöst dagegen ist die Inkludierung der (ausschließlich) griechischen Götterwelt, die Motivation der beiden Antagonisten und die letztliche Lösung des gordischen Knotens.

Rasant, ohne viel Tiefgang aber mit durchaus interessanten Charakteren - allerdings ohne eine wirklich dezidiert ausgebaute Bühne - liest sich der von Michael Siefener wieder mustergültig ins Deutsche übertragene Roman nett, spannend und flüssig.