John Matthews: Die Legende von König Arthur & den Rittern der Tafelrunde (Buch)

John Matthews
Die Legende von König Arthur & den Rittern der Tafelrunde
(The Great Book of King Arthur and the Knights of the Round Table, 2022)
Titelbild, Farbtafeln und Vignetten: John Howe
Vorwort: Neil Gaiman
Übersetzung: Susanne Held
Hobbit Presse, 2023, Hardcover, 640 Seiten, 42,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der 1948 geborene Engländer John Matthews hat sich schon sehr lange mit dem Sagenkreis um König Arthur befasst und einiges an Publikationen dazu herausgegeben. Das befähigt ihn nun dazu, ein Buch zu verfassen, das die bekannten Geschichten außer Acht lässt, die seit Sir Thomas Mallory und seinem „Le Morte d‘Arthur“ mehr oder weniger zum Kanon gehören und auch immer wieder von späteren Autoren, selbst aus unserer Zeit, aufgegriffen wurden. Denn es gibt auch aus dem Mittelalter viel mehr Geschichten, die mit dem Sagen-König und seinen Gefolgsleuten in Verbindung gebracht werden. Und viele von diesen finden sich nun in „Die Legende von König Arthur & den Rittern der Tafelrunde“.

 

Alles beginnt mit Merlin, dem Magier und Seher, der die Geschicke von Arthur und seiner Tafelrunde gerade in den Anfangsjahren lenken soll. Dass auch er einst ein Königssohn war und eine Schwester hatte, steht auf einem anderen Blatt.
Und auch Arthur erlebte viele Abenteuer, selbst als er schön König war. Als Papageienritter machte er sich jedenfalls auch in anderen Landen einen Namen.
Und nicht zuletzt gibt es viele andere unbekanntere Ritter wie Sir Lanval, Meriadoc oder Jaufre, deren Geschichten nun enthüllt werden.
Und auch Sir Gawain bekommt durch seine ganz eigenen Geschichten einen erstaunlich guten Ruf.
Genauso. wie die Gralssuche und nicht zuletzt auch das Ende des Königs nicht so sein muss, wie von allen gedacht.


Die Sammlung steht nicht in Konkurrenz zu dem Werk, das uns durch Sir Thomas Mallory übermittelt wurde, sondern will es ergänzen und erzählt deshalb anhand der bekannten Zeitlinie unbekanntere Geschichten, nimmt dabei aber immer Bezug auf „Meister Thomas“. So erfahren wir von Rittern, die teilweise gar nicht oder nur kurz mit Namen genannt werden, teilweise auch von einer Herkunft und Hautfarbe, die man auf den ersten Blick nicht für möglich gehalten hätte. Und das sogar ohne rassistische Vorbehalte.

Aber es dreht sich auch um Geschichten, die Arthur selbst erlebte, bevor er als König in Camelot zur Ruhe kam und nur noch in die großen Schlachten zog, um schöne Frauen und amouröse Abenteuer, in denen Frauen nicht nur die passive Rolle spielten. Selbst auf Sir Gawain wird ein anderes Licht geworfen, als man es bisher kennt - denn der notorische Frauenheld scheint doch eine hohe Moral zu haben, die er immer wieder unter Beweis stellt. Oft spielen die Legenden auch nicht einmal in England, sondern auf dem Kontinent oder in Irland, was auch auf ihre Herkunft hindeutet. Tatsächlich macht Matthews später auch Angaben woher die Erzählungen stammen - ein nicht unbedeutender Teil lässt sich auf die ritterlichen „Rosenromane“ zurückführen, haben französische, bretonische oder gar katalanische Quellen, einige stammen aus Irland oder gar den Niederlanden.

Heraus kommt ein Sammlung, die den Geist und die Atmosphäre der bekannten Arthur-Erzählungen lebt und atmet und sie wunderbar ergänzt. Und das sei jedem Leser empfohlen, der auch einmal ganz andere Seiten der Ritter und des Königs kennenlernen will. Zudem gelingt es dem Autor auch, die klassische Erzählweise einzufangen.

Stilistisch erinnert Matthews dabei an Tolkiens „Das Silmarillion“ - Leser sollten daher keine moderne Erzählweise erwarten, sondern klassische Sagen-Nacherzählungen, die zwar mit zeitgemäßen Worten erzählt werden, aber dennoch keine populäre Unterhaltungsliteratur mit vielen Dialogen und tiefen seelischen Innensichten sind, wenngleich auch die frivolen Anspielungen im Umgang der Geschlechter miteinander nicht ohne sind.

Es ist eine Sammlung die sich sehen lassen kann und großen Fans sehr gefallen dürfte, bekommen sie doch auch die unbekannteren Geschichten um Arthur und seinen Rittern in einem angenehmen Stil präsentiert und nicht in den doch eher schweren, wenn auch werkgetreuen fachlichen Übersetzungen. Dazu kommen stimmungsvolle Farbtafeln und Illustrationen von John Howe.

„Die Legende von König Arthur und & den Rittern der Tafelrunde“ ergänzt die Lücken, die Mallorys Werk und spätere Nacherzählungen und Ergänzungen hinterlassen haben, versammelt John Matthews hier doch endlich einmal die vielen kontinentalen und irischen Geschichten aus dem Sagenkreis, die in den meisten Fällen bisher eher außer Acht gelassen wurden. Und das ist nicht nur für die eingefleischen Fans ein Fest, sondern auch für diejenigen, die weitere Facetten dieses Mythos kennenlernen wollen.