Fonda Lee: Jade City - Familie ist Pflicht (Buch)

Fonda Lee
Jade City - Familie ist Pflicht
Jade-Saga 1
(Jade City, 2017)
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Knaur, 2023, Paperback, 652 Seiten, 16,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Im asiatischen Lebensraum nimmt die Jade eine ganz besondere Stellung ein; insbesondere in China wird dem grünen Stein eine heilende, fast schon magische Wirkung zugeschrieben. Was aber wäre, wenn der Stein manchen Menschen tatsächlich übersinnliche Kräfte verleihen würde?

Willkommen auf der Insel Kekon. Nirgendwo sonst als auf der - an unseren Südpazifik erinnernde - technisch modernen Welt findet sich das Mineral, das einigen Talentierten übernatürliche Kräfte verleiht. Ein Jeder träumt davon, diese Macht für sich zu gewinnen und zu nutzen, sich den Green-Bone-Clans anzuschließen.

Seit Generationen regieren diese Kekon verborgen aus der zweiten Reihe. In der Hauptstadt Janloon kämpfen die beiden einflussreichsten Clans der Insel, No Peak und One Mountain, erbittert um die Vorherrschaft; der bisherige Status quo, der allein ein Blutvergießen verhinderte, wurde aufgekündigt.

Es stehen interessante, blutige und verlustreiche Zeiten an. Eine neue Droge, die Jedem den Zugang zu den besonderen Kräften der Jade ermöglicht, stellt zudem die Herrschaftshierarchie in Frage. Janloons Straßen färben sich rot. Ein Krieg scheint unausweichlich.


Was kredenzt uns Knaur hier für einen Auftakt einer etwas anderen Fantasy-Trilogie, dessen vorliegender Band mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde? Ein preisgekrönter Roman, der bei keinem der Konkurrenten auf dem Blatt stand - immerhin erschien das Buch im Original bereits 2017 - und das uns in eine an fernöstliche Kulturkreise erinnernde Welt entführt.

Das Setting ist unschwer als eine Mischung aus chinesischen und japanischen Vorbildern erkennbar, bleibt aber letztlich in seiner Ausgestaltung doch recht vage und oberflächlich. Inhaltlich erinnerte mich die Handlung an den legendären Film „Der Pate“. Mafia-ähnliche Strukturen mit absoluten Herrschern an der Spitze, Menschen, die um in den Clans aufzusteigen und zu Macht, zu Ansehen und zu Reichtum zu kommen bereit sind, alles zu tun - das kennen wir.

Einige wenige Figuren sind teilweise durchaus interessant ausgeführt, verhalten sich dann aber immer wieder nicht folgerichtig ihres Charakters. Zudem baut sich der Plot sehr langsam auf. Die Verfasserin nimmt sich Zeit, uns ihre Welt und die handlungsrelevanten Figuren vorzustellen - und vergisst dabei leider das Erzählen. Seitenlange Reflektionen, ewig wirkende Unterhaltungen verlangsamen das Tempo bis hin zum Stillstand. Bietet der Beginn noch einen wirklichen Catcher, so zieht sich die Handlung nachfolgend und mit dieser wird die Lektüre immer zäher.

Das Pfund, mit dem Lee wuchert ist sicherlich das besondere Magie-System, das sie uns zeigt. Allerdings ist das Tempo des Plots zu behäbig, sind die meisten Charaktere letztlich zu eindimensional und die Anlage zu bekannt, um mich wirklich zu faszinieren.

Dabei hat Knaur mit der Titelbild-Gestaltung einen wirklichen Blickfang vorgelegt - in Jade-Grün mit Relief-Druck und einer wunderbar passenden Illustration; leider das Beste am Buch.