Blood on the Tracks 6 (Comic)

Shuzo Oshimi
Blood on the Tracks 6
Übersetzung: Jan-Christoph Müller
Cross Cult, 2023, Paperback, 224 Seiten, 10,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

„Blood on the Tracks“ geht in die nächste Runde und zeigt in ruhigen Bildern, wie die grausamen Psycho-Spielchen weiter gehen, die den jungen Protagonisten Seiichi immer weiter in die Ecke drängen, da seine Mutter das Spiel wesentlich besser beherrscht.


Verwirrt und entsetzt über seine Gefühle, die sich in Fukiishis Zimmer erst einmal entwickelt haben, flieht Seiichi hinaus in die Nacht und läuft seiner Mutter in die Arme. Anstatt umzukehren, geht er aber mit ihr nach Hause. Und dort ist er hin und her gerissen, weiß nicht, ob das wirklich richtig war, denn seine Gefühle und Gedanken geraten noch mehr durcheinander, als seine Mutter ihn schließlich um eine Aussprache bittet.

 

Eigentlich hätte Seiichi ja aufatmen können, auf der anderen Seite scheint er aber auch gemerkt zu haben, dass der Schatten seiner Mutter zu weit reicht und er Angst hat, in eine erneute Abhängigkeit zu geraten.

So besorgt sie auch zu sein scheint, als sie sich liebevoll um ihn kümmert, ihre dunkle Seite kommt zum Vorschein, als sie nicht nur eine Aussprache mit ihrem Sohn sucht, sondern ihm auch noch etwas anderes vorhält.

Die Beklemmung ist deutlich spürbar, denn man erlebt ihr scheinbar freundliches Verhalten aus der Sicht von Seiichi mit, der immer mehr Angst bekommt. Die Künstlerin spricht diesmal weniger mit Worten als mit Bildern. Sie ist ganz bei ihrem jungen Helden, dessen Angst deutlich spürbar wird. Der leise Psycho-Thriller nimmt in diesem Band an Intensität zu, merkt man doch sehr genau, wie der Griff der Mutter um ihr Kind wieder stärker wird.

„Blood on the Tracks“ erzählt ruhig aber beklemmend von der Macht, die eine besitzergreifende Mutter auf ihren pubertierenden Sohn ausübt. Die Geschichte kommt schleichend daher, wird dadurch aber umso intensiver, da sich die Künstlerin ganz auf die Figuren konzentriert und das stille Grauen, das immer präsent ist.