Mein Freund Pierrot (Comic)

Jim Bishop
Mein Freund Pierrot
(Mon Ami Pierrot, 2022)
Übersetzung: Silvano Loureiro Pinto
Cross Cult, 2023, Hardcover, 266 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Jim Bishop präsentierte bereits mit „Die verlorenen Briefe“ eine märchenhafte Geschichte, in der Magie und Romantik auch mit philosophischen Gedanken einhergingen. Das ist nun in seinem neuen in Frankreich auch erst vor einem Jahr erschienenen Comic-Album „Mein Freund Pierrot“ nicht anders.


Cléa geht es wie so vielen jungen Frauen in ihrer Zeit. Sie soll auf Wunsch ihrer Mutter Berthier, den Sohn des Grafen de I‘Eau heiraten. Auf ihre Wünsche und Träume wird keine Rücksicht genommen. Das ist bei einer Zufallsbegegnung anders. Denn sie begegnet Pierrot, einem merkwürdigen Typen, der ganz offensichtlich mehr als ein Jahrmarktszauberer ist. Er erobert nicht nur ihr Herz, sondern entführt die junge Frau auch in sein Domizil im Wald.Zunächst genießt sie seine Liebe und die Wunder, die sie dort erwarten, aber nachdem der erste Taumel vergangen ist, bemerkt sie auch die Schattenseiten ihres neuen Lebens und die Geheimnisse, die Pierrot vor ihr hat...

 

Es ist eine klassische Geschichte, die der Künstler seinen Leser auftischt, ein Kunstmärchen, das durch die Gestaltung an diverse Anime-Klassiker aus den Ghibli-Studios, erinnert, vor allem an „Das Wandelnde Schloss“, auch wenn die Geschichte etwas anders verläuft.Denn natürlich steckt mehr hinter dem, was Pierrot behauptet und ihr bietet. Gut nur, dass Cléa zu denen gehört, die danach nicht verzweifelt aufgeben, sondern auch aktiv wird und handelt. Zudem scheint auch ihr Verlobter entschlossen zu sein, sie zu retten und wird ebenfalls auf die Probe gestellt.

Die junge Frau unternimmt eine Reise, in der auch sie sich emanzipiert, weil sie nicht länger vom Wohlwollen der Männer abhängig sein will. Tatsächlich lernt sie und wehrt sich - lässt sich irgendwann nichts mehr gefallen. Aus diesem Grund endet die Geschichte auch mit einen Twist.

Das alles ist nett zu lesen und kann auch schon gemeinsam mit älteren Kindern genossen werden. Die Gewalt ist halbwegs jugendfrei gehalten, die Handlung legt mehr Wert auf andere Dinge. Und nicht zuletzt ist die Moral von der Geschichte erstaunlich modern.

Die Zeichnungen und Farben geben dem märchenhaften Inhalt auch die richtige Atmosphäre, die Zeichnungen sind hübsch und detailliert, wenn auch nicht dynamisch, da sich die Action in Grenzen hält.

Das macht „Mein Freund Pierrot“ zu einem stimmungsvollen Kunstmärchen, das vor allen Fantasy-Leser gefallen dürfte, die zu diesen Stoffen nicht Nein“sagen, vor allem, wenn sie so liebevoll und modern präsentiert werden.