Christoph Hardebusch: Die Stadt der Seher (Buch)

Christoph Hardebusch

Die Stadt der Seher

Titelbild: Birgit Gitschier

Hobbit Presse, 2021, Hardcover, 440 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der 1974 in Lüdenscheid geborene und heute in München lebende Christoph Hardebusch arbeitete lange Jahre als Texter bei einer Werbeagentur, bis er mit seinem Debütroman „Die Trolle“ so viel Erfolg hatte, dass er zum freischaffenden Autor wurde. „Die Stadt der Seher“ ist sein neuestes Werk.


Der Straßenjunge Marco kann sein Glück nicht fassen, als er überraschend in den Orden der Seher aufgenommen wird, einer der angesehensten Gruppen im Stadtstaat Vastonia. Aber schon bald spürt er, dass etwas nicht stimmt und versucht seine Unabhängigkeit zu bewahren. Zudem lernt er die lebenslustige Elena und einen verrückt scheinenden Erfinder kennen, dessen fechtender Freund auch noch ein Elf ist. Schon bald werden die vier ungleichen Verbündeten zur letzten Hoffnung ihrer Stadt, vor allem als ein riesiges Heer vor den Toren aufmarschiert.

 

Christoph Hardebusch hat schon ein Gespür für die richtigen Zutaten, die eine Geschichte interessant machen können. Durch das Renaissance-Setting durchbricht er Klischees, die Helden sind ebenfalls nicht ganz so, wie man erwartet und enthüllen nach und nach ihre Geheimnisse. Allerdings macht er es seinen Lesern auch einfach, zu erkennen, was und wer letztendlich die großen Gegenspieler in der Handlung sind. Geschickt ausgestreute Hinweise sind nicht zu übersehen und stellen schon sehr früh die Weichen.

Zudem spricht er mit den jugendlichen Hauptfiguren und ihren Mentoren auch eine jüngere Zielgruppe an, die noch nicht so viel Tiefgang erwartet, sondern eher ein überschaubares Abenteuer. Dementsprechend erhalten die Figuren auch ein gewisses Profil, haben aber nicht unbedingt Ecken und Kanten.

Das ist leider auch bei der Handlung festzustellen, die solide aufgebaut wurde und so die entsprechenden Erwartungen erfüllt, aber wirkliche Überraschungen gibt es nicht. Gerade zum Ende hin nimmt die Spannung trotz des actionreichen Showdowns auch deutlich ab, denn ist der Abschluss trotz aller Opfer doch zu sehr auf ein Happy End getrimmt.

Der Stil ist gefällig, die Beschreibungen ufern nicht zu sehr aus und auch die Figuren bekommen Raum, sich ein wenig zu entwickeln. Gerade die beiden jungen Helden wachsen an der Herausforderung.

Alles in allem ist „Die Stadt der Seher“ ein solider Jugendroman, der erfahrene Leser vermutlich eher enttäuschen wird, weil er zu glatt und vorhersehbar geschrieben ist, aber genug Spannung und Abenteuer bietet, wenn man gerade erst in das Genre hineinschnuppert und nach einer leichten und unterhaltsamen Lektüre sucht.