Richard Swan: Im Namen des Wolfes (Buch)

Richard Swan

Im Namen des Wolfes

Die Chroniken von Sova 1

(The Justice of Kings, 2022)

Übersetzung: Simon Weinert

Piper, 2023, Paperback, 528 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Richard Swan wurde im Norden Englands geboren, wuchs aber die meiste Zeit auf Royal-Air-Force-Stützpunkten auf und arbeitete nach seinem Studium einige Jahre als Anwalt, ehe es ihn nach Australien zog und er zu Schreiben begann. Der erste in Deutschland erscheinende Zyklus ist „Die Chroniken von Sova“, der mit „Im Namen des Wolfes“ startet.

 

Das Reich versinkt langsam im Chaos, denn immer mehr Adlige und Kleriker gehen ihre eigenen Wege und versuchen den Kaiser zu hintergehen, teilweise wird auch schon offene Rebellion praktiziert. Dem entgegen stellt sich der Orden der Richter, die nur dem obersten Lehnsherrn gehorchen müssen.

Auch Konrad Vonvalt ist einer von ihnen. Zusammen mit seinem Vollstrecker und seiner jungen Schreiberin Helena bereist er die Lande, um für Recht und Gesetz zu sorgen. Doch schon bald wird klar, dass mehrere Verbrechen enger zusammenhängen als gedacht und sie nur die Spitze eines Eisbergs von Verschwörungen und Übergriffen sind, die bis in die höchsten Kreise des Adels reichen. Doch um das alles aufzudecken muss Konrad selbst das Recht biegen, was auch seine junge Schreiberin an ihm zweifeln lässt.


Erzählt wird die ganze Geschichte tatsächlich aus der Sicht von Helena, die dem Richter eine ganze Menge zu verdanken hat und bisher froh sein konnte, dass die meisten Fälle nur Routine waren, was sich jetzt aber zu ändern beginnt. Zugleich schlägt das erste Mal auch die Liebe zu, die Helena zusätzlich an ihrer Arbeit und Loyalität zweifeln lässt. Aber schon bald wird auch sie massiv auf die Probe gestellt und muss sich ebenfalls in dem Spiel bewähren, in dem Gegner wie Helden buchstäblich über Leichen gehen müssen.

Tatsächlich ist der Auftaktroman ein knallhartes Abenteuer, voller Action und Gewalt, das beliebte Elemente, die man auch aus „The Witcher“ und den „Game of Thrones“-Sagas kennt. Höfische Intrigen, bei denen es nicht gerade zimperlich zugeht im Ringen um die Macht, treffen auf niedrigschwellige Magie.

Viel Wert legt der Autor dabei auf die Reaktion der Figuren, denn diese werden mit allen Ecken und Kanten geschildert. Zwar wird das Ganze durch Helenas Sicht gefiltert, man bekommt aber auch mit, dass sowohl der Richter als auch sein Vollstrecker sehr menschliche Züge haben. Die junge Frau selbst beginnt sich auf ihre Weise zu emanzipieren und ihre eigene Meinung zu entwickelt, was ihr hilft, das gefährliche Abenteuer zu überleben. Und sie vermittelt auch einen sehr nüchternen und pragmatischen Eindruck, der dem ganzen Geschehen eine sehr realistische Atmosphäre verleiht.

Tatsächlich macht die Geschichte Spaß, auch wenn mehr Zeit auf die Charakter-Entwicklung und die Intrigen, als die Action gelegt wird. Aber das Gesamtkonzept ist gut gewichtet, kurzweilig erzählt und hat absolut keine Längen. Zudem werden interessante Weichen gestellt, auch wenn die Haupthandlung tatsächlich in sich geschlossen ist.

„Im Namen des Wolfes“ bietet ein spannendes Low-Fantasy-Abenteuer, das nicht nur mit seinen komplexen Intrigen und dem interessanten Hintergrund, sondern auch glaubwürdigen Figuren mit Entwicklungspotential bietet. Vor allem Fans der „The Witcher“-Saga werden ihren Spaß haben.