Motörhead - Der Aufstieg der lautesten Band der Welt (Comic)

Motörhead - Der Aufstieg der lautesten Band der Welt
(Motörhead - The Rise of the Loudest Band in the World, 2021 )
Text: Mark Irwin, David Calcano
Zeichnungen: Juan Riera, Alberto Belandria, Jorge Mansilla
Übersetzung: Thorsten Bewernitz
Cross Cult, 2023, Hardcover, 144 Seiten, 30,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Motörhead gehört heute wohl zu den unvergessenen Kultbands der späten 70er und 80er Jahre, die auf eine jahrzehntelange Geschichte zurückblicken können und zudem die Musikszene ordentlich auf den Kopf stellten, denn nicht ohne Grund nannte man sie „Die lauteste Band der Welt“.

 

Lemmy Kilminster ist der Frontmann und kreative Kopf der Band, der in denkbar schlechten Verhältnissen aufwuchs, aber dennoch die Gelegenheit bekam, seinen Traum zu leben. Seine Mutter schenkte ihm eine Gitarre und so kam er nach und nach in Kontakt mit anderen Kreativen. Eine ganze Zeit spielte er sogar in der legendären britischen Band Hawkwind, bis er beschloss mit Freunden einen ganz neuen und eigenen Weg zu gehen. Und so sehr er auch von Drogen und Alkohol, hemmungslosem Sex und Exzessen geprägt war, eines war ihm aufgrund eigener Erfahrungen immer wichtig: Loyalität.


Wie so oft bei Romanen oder Graphic Novels, die den Werdegang einer Band betrachten, konzentriert man sich auf die schillernste Persönlichkeit und das Zentrum der Gruppe - in diesem Fall Lenny Kilminster, der schon früh seine einschlägigen Erfahrungen machte, denn er wuchs nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens auf.

Immerhin schaffte er es, Fuß zu fassen und eine Weile auch Mitglied einer bereits etwas erfolgreicheren Band zu werden und zugleich niemals ganz die Bodenhaftung zu verlieren, auch wenn Sex und Drogen für ihn dazu gehörten - wie so oft in der Pop-Musik.

Am Ende aber fand er seinen Weg und seine Bestimmung, zusammen mit zwei Freunden, die hart kämpfen mussten, um letztendlich die Kultband zu werden, die sie heute sind.

Genau das spiegelt auch die Graphic Novel wider. In teils dunklen und kalten, teils erdigen Farben wird der wechselvolle Werdegang der Hauptfiguren beschrieben. Zudem lassen die Künstler auch die Rückschläge nicht aus und die Probleme, die es immer wieder durch die Einnahme von Drogen gab. Der Glam anderer Bands und Geschichten fehlt völlig. Die Jungs leben zwar ihren Traum, aber sie müssen auch lange auf Wohlstand und Ruhm verzichten, etwas, was sich im Werdegang vieler Punk-, Rock- und später auch Metal-Musiker findet. Aber das ist auch, was sie prägt und neue Wege in der Musik gehen lässt.

Genau das fangen die Künstler ein, die Graphic Novel lebt deshalb von dieser Mischung aus Nüchternheit und Realismus, bei der aber auch immer wieder die Hoffnungen und Träume der Musiker durchschimmern. Und zugleich erlauben sie einen Einblick in die Musikgeschichte der damaligen Zeit. Das Ganze liest sich flüssig und stimmig, dürfte auch viele Fans der Band durch die guten Recherchen begeistern.

Bei „Motörhead - Der Aufstieg der lautesten Band der Welt“ merkt man, dass die Künstler mit viel Leidenschaft - aber auch sehr sorgsam - vorgegangen sind, um die Geschichte von Lemmy Kilminster und seiner Band zu erzählen. Das Ganze wirkt sehr lebensnah, sympathisch und kurzweilig und dürfte auch für Fans den einen oder anderen Aha-Moment beinhalten.