Reinhold Hartl: Lysander und Passepartout (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 09. Juni 2023 13:56
Reinhold Hartl
Lysander und Passepartout
2023, Taschenbuch, 228 Seiten, 9,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Der 1964 geborene Reinhold Hartl studierte Theater- und Literaturwissenschaften und unternahm so einige Reisen nach Asien und Südamerika, erst ab den 2000ern arbeitete er als IT-Berater in der Energiebranche. Er liebt es, satirische Theaterstücke und Romane zu schreiben - wie das hier vorliegende Buch „Lysander und Passepartout“.
Bisher ist das Leben des Kleinkriminellen Jimmy eher langweilig verlaufen, doch eines Tages wacht er mitten in der Nacht durch Geräusche auf und stellt den Einbrecher auf frischer Tat. Es ist der Künstler Lysander, der einen besonderen Tick hat: Er muss bereits verkaufte Werke fertig malen. Beide gehen überraschend einen Handel ein. Jimmy hilft von nun an Lysander bei seinem Bestreben, seine Kunst zu perfektionieren, denn er hat ein bisschen mehr Übung und Expertise was das Eindringen in Häuser angeht. Das ist der Beginn eines so wilden wie schrägen Trips durch die Künstlerszene.
Es ist schon ein schräges und verrücktes Szenario, das sich der Autor da einfallen lässt, das merkt man bereits auf den ersten Seiten, in denen noch nicht viel mehr passiert, als die wichtigen Figuren einzuführen und das Szenario in die Wege zu leiten.
Der an den Tag gelegte Humor ist dabei allerdings sehr speziell. Überdreht stellt er die Künstlerszene und ihre wichtigsten Gestalten vor und bedient sich dabei allerlei Klischees, die im Laufe der Zeit entstanden sind - angefangen mit dem klassischen Drogenkonsum und exzessiven Parties, bis hin zu den snobistischen Kunstkritikern und den narzistischen Stars unter den Künstlern. Und natürlich auch den kleinen aber feinen Seitenhieben auf die Kunstszene, in der oft gutes Verhandeln und Selbstdarstellung das A und O des Ganzen ist.
Das Geschehen führt zu einer Tour de Force durch absurde Situationen und schrägen Momenten, die durchaus zum Schmunzeln anregen. Allerdings zündet nicht jeder Gag und die eine oder andere Wiederholung nutzt leider auch den einen oder anderen Witz ab.
Die Figuren sind genug charakterisiert um ein gewisses Profil zu entwickeln, aber sie wirken nicht sonderlich sympathisch und bleiben auch kaum in Erinnerung. Auch ist kein roter Faden zu erkennen, so dass die Geschichte von Episode zu Episode dahin plätschert. Etwas störend wirken zudem die unerotischen Sex-Szenen, deren Sinn sich nicht ganz erschließt.
Alles in allem besitzt „Lysander und Passepartout“ durchaus die eine oder andere gelungene Idee und ein paar freche Seitenhiebe, aber insgesamt kann die Geschichte nicht wirklich überzeugen, weil es ihr inhaltlich an Substanz fehlt und sie nicht allein vom Humor leben kann, der leider auch einen Hauch zu speziell ist.