Grimms Märchen 12 (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 08. Juni 2023 17:36
Gebrüder Grimm & Marc Gruppe
Grimms Märchen 12
Das Wasser des Lebens - Katze und Maus in Gesellschaft - Der Bärenhäuter
Sprecher: Peter Weis, Jürgen Thormann, Claus Thull Emden u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2023, 1 CD, ca. 73 Minuten, ca. 10,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
„Grimms Märchen“ von Titania Medien fallen wohl dadurch aus dem Rahmen, dass die Macher keine modernisierten Geschichten präsentieren, sondern alles bewusst in dem Stil halten, der bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts üblich war. So richtet sich auch die zwölfte Sammlung weniger an kleine Kinder als erwachsene Nostalgiker.
„Das Wasser des Lebens“ ist die einzige Rettung für einen schwerkranken König. Aber nur einer seiner Söhne hat das Herz, alle Prüfungen zu bestehen, um es zu erringen. Aber leider auch zwei neidische ältere Brüder...
„Katze und Maus in Gesellschaft“ bilden eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft, aber einer von ihnen hat nicht vor, nett zu bleiben.
„Der Bärenhäuter“ ist ein Soldat, der in seiner Verzweiflung einen Pakt mit dem Teufel eingeht und so für sieben Jahre Reichtum, aber auch einen gewissen Preis dafür zahlen muss: seine Seele, wenn er seine Seite des Vertrages bricht.
Es ist schon interessant, dass immer wieder die jüngsten Kinder am Ende die strahlenden Gewinner sind, weil sie durch eine besondere Moral und Hilfsbereitschaft auffallen, während die älteren Kinder einer Familie immer Neid, Missgunst und Gier ihr Eigen nennen, garniert mit Überheblichkeit und Arroganz. Und man merkt in diesen klassischen Fassungen, dass die Moralvorstellungen noch ganz andere sind und auch die Strafen um einiges drakonsicher als in den heutigen Märchen-Adaptionen.
Während die beiden längeren Geschichten zumindest eine gewisse Art von Abenteuern erzählen, fällt die Geschichte mit der Katze und der Maus aus dem Rahmen. Und wieder verkörpert Herta Koehn wie schon beim „Katherlieschen“, eine herzensgute, aber auch ziemlich naive Figur, die das Spiel bis zuletzt nicht durchschaut. Immerhin erweist sich die Fabel auch als interessante Warnung.
Wie immer haben die Sprecher ihren Spaß bei der Sache und fangen die Figuren gekonnt ein, heben deren besonderen Eigenarten hervor. Es mag für moderne Ohren manchmal etwas übertrieben wirken, aber sie fangen damit tatsächlich den archetypischen Charme des gutherzigen jüngsten Kindes, der arroganten älteren Geschwister und auch der heimtückischen Geister und Dämonen ein. Und gerade beim „Bärenhäupter“ schwingt auch noch ein Hauch von Historie mit, dürften manche Söldner und Soldaten des 17. oder 18. Jahrhunderts ähnliche Probleme gehabt haben.
Auch die 12. Sammlung von „Grimms Märchen“ weiß durch die so atmosphärische wie nostalgische Umsetzung der Handlung zu gefallen, die einmal mehr beweist, dass die Geschichten in der Vergangenheit nicht nur nicht für ganz kleine Kinder waren, sondern auch den Älteren als moralischer Kompass vorgehalten wurden.