A. Harun al Rawi: Der Schwarze Hibiskus (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 01. Juni 2023 09:09
A. Harun al Rawi
Der Schwarze Hibiskus
2021, Paperback, 256 Seiten, 13,70 EUR
Rezension von Christel Scheja
A. Harun al Rawi schreibt Krimis und Mystery-Romane und versucht, dabei auf einem höheren literarischen Niveau zu bleiben und der klassischen Literatur zu folgen. Dabei achtet er auch darauf, Szenarien zu wählen, die nicht schon altbekannt sind. So spielt sein Debüt „Der schwarze Hibiskus“ im Sultanat Malakka im 15. Jahrhundert.
Nach einem Raubüberfall auf eine Kutsche verschwindet auch der Kutscher spurlos. Zwar ist schnell klar, dass die Diebesbande um den „Schwarzen Hibiskus“ damit zu tun hat, aber wer nun zu ihnen gehört, das bleibt rätselhaft, auch wenn die Polizei einige Spuren verfolgt. Auf die Bitte der Ehefrau des Verschwundenen hin, macht sich Jin Li, seines Zeichens Privatermittler, auf die Suche nach dem Mann. Zwar findet er diesen recht schnell, aber der kann sich an nichts mehr erinnern und scheint auch in die ganze Sache verwickelt zu sein. Doch ganz so einfach ist der ganze Fall dann doch nicht, wie sich schnell zeigt.
Es ist schon ein Wagnis, sich einen Schauplatz zu wählen, der weit entfernt von den üblichen Orten ist, an denen historische Kriminalromane spielen. Denn die Wenigsten haben schon einmal vom Sultanat Malakka gehört, das im 15 Jahrhundert zu einer Drehscheibe des Seehandels im Orient wurde. Araber, Chinesen und andere trafen im Süden der malaiischen Halbinsel und Norden Borneos zusammen, so dass es auch nicht verwunderlich ist, dass die Hauptfiguren der Geschichte chinesischer Abstammung sind. Allerdings verzichtet der Autor darauf, die Stadt ausführlicher zu beschreiben, so dass das Setting und der Hintergrund doch recht schwammig bleiben, obwohl er sauber recherchiert zu haben scheint.
Der Geschichte selbst tut das keinen Abbruch, denn die Handlung ist klug konstruiert und fügt sich am Ende auch sehr glaubwürdig zusammen. Der Ermittler Jin Li erinnert nicht nur einmal an Sherlock Holmes, benutzt er doch ähnliche Methoden und hat weitreichende wissenschaftliche Kenntnisse, sondern legt auch den gleichen Scharfsinn und dieselbe Beobachtungs- und Kombinationsgabe an den Tag. Hier hören die Ähnlichkeiten aber auch schon auf, denn Jin Li kommt ausgezeichnet mit der Polizei aus.
Gewalt und Action werden gezielt eingesetzt und sorgen für die entsprechende Spannung, die Fäden werden allerdings eher in ruhigen Momenten und ausgiebigen Gesprächen zusammengefügt und am Ende angemessen verknüpft.
„Der Schwarze Hibiskus“ ist damit eine Geschichte, die kurzweilig zu unterhalten weiß und einen interessanten Fall bietet, allerdings nicht ganz überzeugen kann, was Hintergrund und Setting angeht, denn die bleiben leider etwas zu schwammig um wirklich ein genaueres Bild des Schauplatzes und der Kultur zu bieten.