Dieter Bohn: Der Zef’ihl, der in den Himmel stieg (Buch)

Dieter Bohn
Der Zef’ihl, der in den Himmel stieg
Titelbild: Andreas Schwietzke
p.machinery, 2023, Paperback, 302 Seiten, 17,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Der zweite Band der Abenteuer Adriaan Deneersens setzt direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an. Lassen wir kurz deshalb noch einmal die Handlung aus „Der Zef’ihl, der vom Himmel fiel“ kurz Revue passieren

Ein Hacker stößt bei einem seiner Beutezüge auf ein überaus brisantes Geheimnis. Als die klerikale Macht des Demoriums den Diebstahl bemerkt, wird der Verbrecher kurzerhand zu Tode verurteilt, schließlich muss das Geheimnis ja geschützt werden. Adriaan flieht, stürzt über dem archaischen Planeten Shi’ialla ab und findet sich unerwarteterweise Auge in Auge mit einem humanoiden Alien-Volk wieder.
Der örtliche König rekrutiert den Flüchtling, der in der Folge mit seinen Erfindungen (Kanalisation, Hosen, Katapulte und Armbrüste) den Krieg für seinen Herrscher, den K’atok, entscheidet. Da er weiß, dass er nie zurückkehren kann, beginnt er ein neues Leben mit seinen Frauen und Kindern.

 

Zwei Jahre später landet die Tochter eines Forschers auf der Suche nach dem vermeintlichen Mörder ihres Vaters auf dem Planeten. Verfolgt von Inquisitoren der Kirche, macht sie sich auf die Suche nach Adriaan - und führt dessen Häscher direkt zu ihrem Ziel. So einfach aber will weder Adriaan noch der K’atok aufgeben - und mit Witz und Ideen versuchen sie die klerikale Einsatztruppe Schachmatt zu setzen.


Eigentlich war die Handlung um den modernen Menschen, der auf einem archaischen Planeten strandet und dort versucht, die Zivilisation einzuführen, abgeschlossen. Dieter Bohn selbst war sich eigentlich recht sicher, seine Geschichte erzählt zu haben, auch wenn der im Hintergrund lauernde Bösewicht straflos ausgegangen war. Um diesem Manko abzuhelfen war es nur folgerichtig, dass sich der Verfasser erneut vor seine Tastatur begab und sich eine Fortsetzung einfallen ließ.

Ich erwähnte es bereits in meiner Besprechung des ersten Bandes. Derartige Bücher waren in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrtausends en vogue. Lyon Sprague de Camp („Das Mittelalter findet nicht statt“ oder die Harold-Shea-Abenteuer (zusammen mit Fletcher Pratt) oder „Die fliegenden Zauberer“ von David Gerrold und Larry Niven legten beredt Zeugnis von den augenzwinkernden Problemen moderne Errungenschaften und Standards in einer mittelalterlichen Welt einzuführen, ab.

Der erste, sehr umfangreiche Roman Bohns war für mich deshalb eine Überraschung im Programm von p.machinery. Trotz kleinerer Schwächen las sich die Geschichte angenehm flüssig, voller Tempo und mit augenzwinkerndem Humor.

Vorliegende Fortsetzung braucht ein klein wenig, um in Gang zu kommen. Das erste Viertel des Romans vergeht damit, die handlungsrelevanten Figuren in Stellung zu bringen, eine Verbindung zwischen diesen herzustellen und die Motivation der Protagonisten zu installieren.

Sprachlich merkt man dem Roman an, dass Dieter Bohn gereift ist. Die Dialoge lesen sich angenehm rund, die Charaktere werden sorgfältiger aufgebaut und mit Hintergrund versehen. Und ja, auch die Faszination, die Situationskomik und die Spannung kommt nicht zu kurz. Allerdings sollte man den ersten Band gelesen haben, sonst wird man zum einen einen recht unterhaltsamen Roman versäumt haben, zum anderen der Handlung etwas schwieriger folgen können und einige Anspielungen und Reminiszenzen nicht verstehen.

Wieder hat Bohn dem Band einige Karten und Innenillustrationen angedeihen lassen, bevor es, nach der Einführung der neuen Konflikte, mit Verve hinein geht in das Abenteuer. Ein ganz klein wenig fehlte mir die Situationskomik, wenn ein moderner Mensch versucht die Standards seines Lebens in einer mittelalterlichen Umgebung einzuführen. Bohn konzentriert sich sehr auf den Konflikt - Inquisitor versus Adriaan. Das Tempo ist hoch, Konflikte mit erstaunlich wenig Gewaltdarstellungen gibt es auch zuhauf, so dass sich die Lektüre ebenso spannend wie kurzweilig gestaltet.

Wer also den ersten Teil mochte, der wird auch hier wieder gut unterhalten und gerne auf die Welt des Zef’ihls zurückkehren.