Leigh Bardugo: Das Gold der Krähen (Buch)

Leigh Bardugo
Das Gold der Krähen
(Crooked Kingdom, 2016)
Übersetzung: Michaelle Gyo
Knaur, 2023, Hardcover, 600 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Kaz Brekker, der einst naive Bauernjunge, der in die große Stadt kam um dort gnadenlos über den Tisch gezogen zu werden, hat es weit gebracht. Im Barrel, dem anrüchigen Vergnügungsviertel, kennt man ihn als gewieften Verbrecher, selbst die Handelsherren der Küstenstadt haben von ihm gehört. Kein Wunder, dass man ihn für die gigantische Summe von nicht weniger als 30 Millionen Kruge anheuert, einen Diebstahl zu begehen. Ein unmögliches Verbrechen, das für den Dieb nur böse ausgehen kann.

Kaz schart eine Gruppe ebenso gewiefter wie sympathischer Kameraden um sich und zieht den Coup durch. Dass Handelsherr Van Ecks sie um ihren Lohn prellt ist ein Fehler, wie Kaz und seine Freunde diesem beweisen werden.

Zunächst gilt es eine gefangengenommene Kameradin zu befreien, dann den Ruf des skrupellosen Kaufmanns zu zerstören und sein Vermögen in Richtung unserer Gang umzuschichten - und dies alles, während hohe Belohnungen auf ihre Köpfe ausgesetzt sind und die halbe Welt hinter unserer mutigen Truppe her ist.

Grund für die Hatz ist ihr Diebesgut: ein junger Forscher, der das Geheimnis um die Droge kennt, die die magische begabten Grischas gefügig macht und ihre Kräfte massiv verstärkt. Mit diesem Wissen lassen sich Reiche stürzen, Kontinente vernichten und Despoten an die Macht putschen - ein für viel zu viele verlockender Preis.

So finden sich unsere Helden denn auch plötzlich nicht nur von der Stadtwache, sondern auch von ihren eigenen Kameraden verfolgt und gehetzt wieder. Doch das reizt Kaz nur, noch eine Schippe draufzulegen und den Gegnern eine lange Nase zu ziehen...


Nach dem Mega-Erfolg, den die Bücher auch bei uns hatten und der Umsetzung in einer TV-Reihe legt der Verlag nun eine Schmuckedition auf. Rundumfarbschnitt, farbige Karte von Ketterdam und der Handlungsorte auf dem Vor- und Nachsatz und eine auf Kunstdruckpapier abgedruckte, farbige Galerie der Hauptfiguren machen das Buch erneut zu einem Blickfang.

Bardugos Bestseller-Rezept funktioniert auch in der Fortsetzung. Man nehme die Handlung aus den Kino-Blockbustern um „Ocean's Eleven“ und desseen Fortsetzungen, versetze das Ganze in eine Fantasy-Welt, die zwar Gewehre und Panzer schon kennt, sich aber doch weitgehend auf Magie und geschliffenen Stahl verlässt - zumindest was die tödlichen Auseinandersetzungen anbelangt - und fertig ist der Bestseller.

Die Autorin wuchert dabei mit ihrer Bande sympathisch gezeichneter Verbrecher, über deren jeweilige Historie der zweite Roman jeweils Auskunft gibt. Diese Rückblenden und Info-Drops hat die Verfasserin so geschickt in die Handlung hineinverwoben, dass sie als homogener Bestandteil nicht weiter auffallen, die Figuren aber wunderbar beleuchten und mit Leben und Historie hinterfüttern.

Dazu gesellt sich die moralisch gerechte Queste, einem despotischen Widerling das Handwerk zu legen. In immer neuen Wendungen führt uns der Plot quer durch die Hafenstadt Ketterdam, in Elendsviertel wie in die Villengegenden und immer stehen unsere etwas anrüchigen Helden mit dem Herzen auf dem rechten Fleck eigentlich auf der Verliererseite. Zu übermächtig scheinen ihre Gegner - doch da kommt die Raffinesse von Kaz ins Spiel.

Das liest sich temporeich und interessant, verwöhnt mit vielschichtigen Charakteren und bietet bestes Schmöker-Material abseits archaischer Kulissen.