Ann-Kathrin Wasle: Mandragora (Buch)

Ann-Kathrin Wasle
Mandragora
Nachtschattengewächse 4
2022, Taschenbuch, 288 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die 1987 geborene Ann-Kathrin Wasle begann schon während ihres Mathematik-Studiums, Historische Romane zu schreiben. Nachdem einige Bücher bei Verlagen erschienen, veröffentlicht sie die Reihe „Nachtschattengewächse“ nun in Eigenregie. Erschienen ist der vierte Band, „Mandragora“


Lucian folgt einer Einladung in den alten Glockenturm in Prag. Dort haben sich eine ganze Menge anderer Wesen, die nicht ganz irdischen Ursprungs und vor allem unsterblich sind, versammelt um miteinander zu feiern. Unter ihnen ist auch die ebenso betörende wie faszinierende Nyoka. Über ihr Alter können die Meisten der Anwesenden nur mutmaßen, aber sie hat bereits an der Seite Kleopatras gestanden, als diese sich für einen folgenschweren Schritt entschied und einer jungen Richterin in Böhmen den Weg gezeigt, Königin des ganzen Landes zu werden - und auch die Mozart-Geschwister auf ihrem Weg begleitetet.

 

Eine Rahmenhandlung verbindet die ganz unterschiedlichen Episoden miteinander, in denen Nyoka immer wieder eine besondere Rolle spielen durfte. Sie wirkt wie eine graue Eminenz im Hintergrund, lenkt die historischen Persönlichkeiten oder ihr direktes Umfeld. Tatsächlich ist die Bar im Glockenturm nur das verbindende Element, denn im Grunde passiert nicht mehr, als dass die Anwesenden die Geschichten hören, oder aber kleine Momente die Erinnerung in Nyoka wecken.

Die Begegnungen werden zumeist recht ruhig erzählt, sind Momente, in denen die Charaktere ihre verschiedenen Seiten zeigen können. Interessanterweise wird Nyoka dann immer nur aus der Sicht der anderen beschrieben.

Letztendlich sind die Episoden recht nett zu lesen und wirken auch sauber recherchiert, selbst wenn sich die Autorin einige Freiheiten erlaubt haben mag. Aber dennoch will der Funke nicht so ganz überspringen, denn es fehlt etwas, das die Charaktere an die Leser binden kann, da alles sehr distanziert geschildert bleibt.

„Mandragora“ ist weniger Roman als die Sammlung von Geschichten über eine der Anwesenden, die in manchen historischen Momenten das Züglein an der Waage war, die Graue Eminenz, die die Vergangenheit in die uns bekannte Richtung lenkte. Das liest sich nett, bleibt aber nicht wirklich in Erinnerung.