King of Spies - König der Spione (Comic)

King of Spies - König der Spione
(King of Spies 1-4, 2022)
Text: Mark Millar
Zeichnungen: Matteo Sealera
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Panini, 2022, Paperback, 140 Seiten, 19,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Mark Millar war schon immer gut darin, zynische Geschichten zu erzählen, die aber dennoch ein Quentchen Wahrheit enthalten und die Welt so zeigen, wie sie wirklich ist, weil hinter den Kulissen Idealismus und Mitgefühl durch Machtgier und Egoismus ersetzt werden. Daher geht es auch in „King of Spies - König der Spione“, seinem neusten Werk bitterböse zu.

 

Roland King gilt als der beste Spion der britischen Regierung. Er war sich auch für die dreckigsten Aufträge nicht zu schade und hat durch seine Lizenz zum Töten auch so manchen Feind eliminiert. Doch nun ist er pensioniert und erfährt zudem, dass er nur noch sechs Monate zu leben hat. Und genau das legt einen Schalter in ihm um. Er beschließt in eigener Mission nun die zu liquidieren, die er für die echten Verbrecher hält - Regierungschefs, Präsidenten, ja selbst den Papst.


Roland King dürfte die meisten Leser mit Sicherheit an James Bond erinnern - den coolen und ungebundenen Geheimagenten, der durch die ganze Welt jettet, seine Aufträge im Namen der Königin erledigt und natürlich auch das Leben genießt.

Doch ist der Mann nun alt und zudem sterbenskrank, was ihn erst einmal niederschlägt. Doch anstatt sich einen ruhigen Lebensabend zu machen und die letzten Monate noch einmal zu genießen, beschließt er, sich an denen zu rächen, denen er zu viel von seiner Lebenszeit geschenkt hat. Und so dreht er jetzt erst richtig auf und wendet all das Wissen und die Erfahrung an, die er in seinem Agentenleben gesammelt hat, was natürlich auch seine früheren Auftraggeber auf den Plan ruft.

Und die haben natürlich die ultimative Waffe gegen ihn, die ebenfalls bereit ist, sich für die Sache einzusetzen und den Killer von Präsidenten, Oligarchen und den Papst zur Strecke zu bringen. Dementsprechend zelebrieren die Künstler auch die Gewaltorgie, die sämtliche Agenten-Thriller auf den Kopf stellt, und doch irgendwie beim Leser Verständnis findet. Denn wer würde nicht irgendwann gerne die bestraft sehen, die über dem Gesetz zu stehen scheinen und sich alles erlauben können?

Das Ende ist klassisch, passt aber zum Zynismus und der Bitterkeit der ganzen Geschichte, die durch ihre Gestaltung vor allem für erfahrene Leser interessant ist.

„King of Spies - König der Spione“ dürfte all die Leser ansprechen, die Geschichten im Agentenumfeld mögen, in denen auch nicht mit Gewalt gespart wird. Mark Millar bietet einen bitterbösen Kommentar auf die Zustände in unserer Welt, der durchaus wahre Hintergründe hat, aber natürlich auch das Lesevergnügen nicht vergisst, da immer wieder auch auf James Bond und andere Helden angespielt wird.