T. E. D. Klein: The Ceremonies (Buch)

T. E. D. Klein
The Ceremonies
(The Ceremonies, 1984)
Übersetzung: Dagmar Hartmann
Piper, 2022, Hardcover, 528 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Zum - bekannten – Inhalt: Lange bevor der Mensch auf Erden wandelte, wird selbige von einem Wesen heimgesucht. Noch findet dieses nicht, was es sucht, doch Zeit, die hat es. Es wartet; Millennia vergehen, bis es eines fernen Tages den jungen Rosebottom aufspürt, den es in seine Dienste zwingt.

Jahrzehnte später. Professor Jeremy Freirs mietet in New Jersey einen umgebauten Hühnerstall. Das kleine Haus, das sich auf der Farm des streng konservativen Sarr Poroth befindet, soll für die Sommerferien seine Heimat werden. Noch bevor er aber in sein neues Refugium aufbrechen kann, sorgt etwas in Gestalt Mr Rosebottoms dafür, dass er die Bibliotheksassistentin Carol kennenlernt. Rosebottoms Ziel: Jeremy soll mittels dunkler Rituale und Carol als Gefäß ein dunkles Wesen zeugen und gebären. Die Rituale aber hinterlassen Spuren - sichtbare Spuren in und um New Jersey und New York; alles kulminiert, als die arkanen Beschwörungen auf der Poroth-Farm voranschreiten…

 

Soweit kurz und oberflächlich zusammengefasst der Inhalt von T. E. D. Kleins bislang einzigem Roman. Neben diesem hat der Autor, der sich lange Jahre als Herausgeber des „Twilight Zone“-Magazins Meriten verdient hat, noch einen Band mit Novellen veröffentlicht - alles von Kritik wie Leserschaft in den höchsten Tönen gelobt, aber leider folgten nie weitere Veröffentlichungen.

Der Roman erschien erstmals 1986 gekürzt unter dem Titel „MorgenGrauen“ als Hardcover im Goldmann Verlag, später wurde er dann als Taschenbuch noch einmal aufgelegt, bevor er vom Markt verschwand.

Als die Nachricht, dass Piper den Roman neu veröffentlichen würde publik wurde, freute sich die Szene, endlich in den Genuss des ungekürzten zu kommen, vielleicht gar des vor 5 Jahren noch einmal überarbeiteten Werkes. Nun, vorliegender Band wurde, wie man auf Nachfrage Arthur Gordon Wolfs mitteilte, um ganze 28 Seiten ergänzt. Phantastik.Kenner und Übersetzer Frank Duwald fragte diesbezüglich beim Verlag nach. Man teilte ihm laut seinem Post auf Facebook mit: „Unsere Ausgabe ist zwar überarbeitet und wieder um einige Passagen erweitert worden, aber insgesamt immer noch gekürzt. Wir hatten das so entschieden, da der Seitenumfang sonst zu groß gewesen wäre.“

Nun kann ich gut verstehen, dass Verlage - noch dazu zu einer Zeit, in der diese mit massivem Leserschwund und Rückgang der Verkaufszahlen zu kämpfen haben - naturgemäß versuchen Kosten zu senken. Eine Neuübersetzung hätte Geld gekostet, der größere Umfang hätte zu weiteren Mehrkosten beim so schon massiv verteuerten Druck geführt. Doch dann mit dem Blurb „Der Mystery-Kult-Klassiker in überarbeiteter Neuausgabe“ zu werben ist zwar inhaltlich zutreffend, verärgert aber den Käufer.

Noch einmal: Der Roman selbst ist klasse, eine Perle des Genres und eine Lektüre allemal wert. Nur war ich der Meinung, dass zwischenzeitlich auch in den Verlagsstuben angekommen ist, dass die Leser gerne ein vollständiges Buch, nach Möglichkeit nach letzter vom Autor freigegebener Version, in Händen halten möchten. Kein bearbeitetes, beschnittenes und glattgebügeltes Relikt des Romans, sondern das Werk per se. Das sollte, gerade einem Verlag wie Piper, der sich gerne als literarischer Verlag präsentiert, eigentlich eine Selbstverständlichkeit - und dem Verlag sein Autor und dessen Schöpfung - wert sein.

So bleibt mir nur das Fazit: Wer immer Englisch kann, greife bitte zum Original. Wer der Fremdsprache nicht Herr ist, der kann sich getrost für wenig Geld im Gebrauchtmarkt eine der Goldmann-Ausgaben, die nach der Neuausgabe wohl im Preis weiter fallen werden, zulegen. Der Autor, der Roman haben es definitiv verdient - vorliegende Ausgabe (leider) nicht!