The Medium (BD)

The Medium
Thailand/Südkorea 2021, Regie: Banjong Pisanthanakun, mit Narilya Gulmongkolpech, Sawanee Utoomma, Sirani Yankittikan u.a.

Rezension von Elmar Huber

Ein Filmteam begleitet die Schamanin Nim, um deren Alltag und spirituelles Wirken im Namen der gütigen Göttin Ba Yan zu dokumentieren. Die Regel besagt, dass sich die Göttin in jeder Generation der Familie ein neues Gefäß als Medium aussucht. Als Nims Nichte Mink plötzlich Anzeichen von Verwirrung und gedankenlosen Verhalten zeigt, ist für die Schamanin klar, dass Ba Yan ein neues Medium gewählt hat, und sie bereitet sich vor, ihre spirituelle Stellung bald an die junge Frau abzugeben.

Doch nach und nach wird Minks Verhalten zunehmend leichtsinniger und gefährlicher. Bald ist sich Nim sicher, dass nicht Ba Yan von ihrer Nichte Besitz ergreift, sondern etwas Böses.

 

Die Nachricht, dass der thailändische Regisseur Banjong Pisanthanakun und der koreanische Drehbuchautor Na Hong-jin zusammen einen Film machen, ließ aufhorchen, zumindest bei den Horror-Fans, die gerne über den europäischen und US-amerikanischen Tellerrand hinausblicken.

„The Medium“ beginnt sehr ruhig, und man lernt als Zuschauer, dass auch das Leben als Medium sehr bodenständig ist. Nim wirkt als Heilerin und Ratgeberin innerhalb ihrer Dorfgemeinschaft und führt daneben ein ganz normales Leben mit alltäglichen Themen und Problemen. Man bekommt die Ereignisse stets durch den Kamerablick des Filmteams zu sehen, sodass die Handlung einen dokumentarischen Touch erhält, wenn auch sehr viel weniger aufdringlich als bei gleichartigen US-Produktionen.

Langsam und subtil steigert sich die Unruhe, sobald Mink mit ins Geschehen rückt und diese sich immer irrationaler verhält. Die (Pseudo-) Dokumentation bekommt damit einen neuen Dreh, der Fokus verschiebt sich von Nim zu ihrer Nichte, das Sub-Genre steigert sich zum Besessenheits- und später zum Exorzismus-Thriller. Die Wandlung ist alles andere als plakativ, und auch wenn einige clever gesetzte Schock-Momente mitgenommen werden, wird die Horror-Schraube nur langsam angezogen. So zeigt der Film in seinem Aufbau und seiner Wirkung deutliche Parallelen zu „The Wailing“.

Erst das Finale stellt einen (gewollten) Bruch dar. Es wird deutlich blutiger und geht sogar Richtung Zombie-Spektakel.

Insgesamt muss man bei „The Medium“ etwas Geduld mitbringen und sollte dem asiatischen Horror jenseits von „The Ring“ & Co. aufgeschlossen sein. Dann erhält man einen mehr als ordentlichen Genre-Beitrag abseits vom überwiegenden Einerlei westlicher Produktionen.