Gruselkabinett 46: Die Maske des roten Todes, Edgar Allan Poe (Hörspiel)

Edgar Allan Poe & Mark Gruppe (Script)
Die Maske des roten Todes
Gruselkabinett 46
Sprecher: Ernst Meincke, Sven Plate, Daniela Reidies, Reinhilt Schneider, Axel Lutter u. a.
Musik: Andy Matern
Cover: Firuz Askin
Titania Medien, 2010, 1 CD, ca. 65 Minuten, ca. 10,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4389-8

Von Christel Scheja

Mit der 46. Episode wagt die Reihe „Gruselkabinett“ ein Experiment. Achtete man bisher immer darauf, die ausgewählte Geschichte in ihrer reinen Form zu erzählen, werden diesmal zwei Erzählungen von Edgar Allan Poe miteinander gemischt, und zwar die titelgebende „Die Maske des roten Todes“ und „Hopp-Frosch“, da beide am Ende in einem Maskenball münden und sich so sehr gut miteinander verknüpfen lassen.

Hopp-Frosch und Tripetta, zwei verwachsene Akrobaten und die einzigen Überlebenden ihrer Zirkustruppe, werden von Prinz Prospero eingesammelt. Dieser ist auf dem Weg in ein abgelegenes Kloster, um Abstand zu der Seuche zu gewinnen, die seine Herrschaft heimsucht. „Der Rote Tod“ wütet in den Dörfern und Siedlungen und hat schon viele Opfer gekostet, doch der Adlige ist nicht bereit, seinem Volk zu helfen. Ihm steht der Sinn mehr nach Vergnügungen, denn zusammen mit seinem Hofstaat will er die Krankheit an dem abgelegenen Ort aussitzen und sich weiterhin eitlen Vergnügen und der Völlerei hingeben. Da kommen ihm die beiden Geretteten gerade recht. Er macht Hopp-Frosch zu seinem Hofnarren. Während sein Spott noch milde bleibt, machen sich andere ziemlich deutlich und gemein über den Verwachsenen und seine Freundin lustig, nicht ahnend, dass dieser auch seinen Stolz hat und auf Rache sinnt, als sie es zu weit treiben. Die Gelegenheit kommt, als ihm nicht der Prinz die Gestaltung eines rauschenden Balls überlässt, sondern auch ein geheimnisvoller Fremder auf ihn zutritt.

Auch wenn es ungewohnt ist, dass diesmal zwei Geschichten ineinander verwoben werden, so ist die Umsetzung in ein Hörspiel doch wieder sehr gelungen, da die beiden Handlungsstränge sich sehr schön ineinander verweben und sich immer wieder gegenseitig mit Spannung versorgen. Die beiden Artisten sind ein schöner Gegensatz zu der verblendeten Hofgesellschaft, die sich der Gefahr verschließt und mit offenen Augen in ihr Unglück rennt, verkörpern sie doch das einfache Volk und stehen in ihrer Art dem Zuhörer viel näher. Sie bleiben sympathisch, auch wenn sie zu Werkzeugen einer grausamen Rache sein. Natürlich ist das Hörspiel wieder ein Lehrstück gegen die Eitelkeit, dieser Aspekt der Geschichte geht aber gegenüber der Wut von Hopp-Frosch unter.

Die Sprecher gehen ganz in ihren Rollen auf. Man spürt förmlich die Bösartigkeit und Häme der Adligen, die später einen hohen Preis zahlen müssen, schüttelt den Kopf über die blasierte Arroganz des Prinzen und fühlt mit seiner Geliebten, die als erste erkennt, dass etwas nicht stimmt. Alles in allem bleibt man gebannt von Anfang bis Ende dabei.

Das macht „Die Maske des Roten Todes“ zu einem spannenden und abwechslungsreichen Hörspiel, das inhaltlich seinen eigenen Weg geht, stilistisch aber die gewohnte Qualität von Titania Medien bietet.