Angel präsentiert: Nur ein Mensch (Comic)

Joss Whedon & Scott Lobdell
Angel präsentiert: Nur ein Mensch
(Angel – Only Human HC, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Titelbild von David Messina
Zeichnungen von David Messina, Gaetano Carlucci
Farben von Ilaria Traversi
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 16 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-017-2

Von Christel Scheja

„Angel präsentiert“ erzählt Geschichten, die neben der regulären Reihe, „Nach dem Fall!“, ablaufen und Figuren in den Mittelpunkt stellen, die ansonsten in der Haupthandlung eher zu kurz kommen, wie in diesem Fall Illyra/Fred und Gunn.

Auch für die beiden hat sich nach der Rückkehr von Los Angeles in die normale Welt wieder einiges verändert, wenn auch nicht alles. Gunn ist nicht länger ein Vampir, sondern wieder er selbst, die Frau an seiner Seite ist aber die geblieben, die sie einmal war: Illyra, die kriegslüsterne und blutgierige Rachegöttin aus der fernen Vergangenheit, die in den Körper von Gunns Geliebten Fred geschlüpft ist. Von dem schüchternen Mädchen, das Bücherwurm und Technikfreak zugleich war, ist nicht mehr viel geblieben, aber er gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich das noch einmal ändern könnte. Noch in der Hölle waren sie Rivalen, jetzt aber sind sie wieder auf der gleichen Seite. Und das bedeutet, das sie ihren Weg – wo immer der auch hinführen mag, gemeinsam gehen werden. Die Zeit der Ruhe will Illyra nutzen, dem Funken nachzugehen, der in ihr noch menschlich ist und endlich die Angehörigen des Mädchens aufzusuchen, die deren Schicksal ja immer noch nicht kennen. Gunn weicht nicht von ihrer Seite. Das ist auch gut so, denn schon bald erweist sich der Road Trip als eine Fahrt in das Grauen, denn auch auf Illyra selbst warten Schatten und Feinde aus der fernen Vergangenheit, die ebenfalls ihren Weg aus der Hölle gefunden haben. Gunn muss ebenfalls zeigen, dass auch er die Lehren seiner Großmutter nicht vergessen hat.

Wer jetzt erwartet, dass sich die Geschichte mit einer Romanze herumschlägt, der irrt. Gunn und Illyra sind beide nicht die Typen, die sich schwülstige Liebesworte zuflüstern. Am Anfang versuchen sie gerade erst wieder, zu sich zu finden und so etwas wie Ordnung in das Leben zu bekommen. Gerade Gunn stellt dabei fest, dass er einen Teil seiner früheren Menschlichkeit verloren hat. Aber vielleicht macht es dies erträglicher, an der Seite einer Frau zu leben, die nur noch wenig von dem hat, was ihm einst so gefiel und jederzeit wieder die bösartige Göttin werden kann, die ihm ohne Skrupel zuzusetzen vermag, wie sie bereits in der Hölle bewiesen hat. Doch bevor die beiden wirklich die Tiefe ihrer Beziehung ausloten können, werden sie schon wieder zu den Waffen gerufen und Illyra muss jeden Funken von Fred in sich verbannen, wenn sie überleben will. Ein großer Teil des Bandes ist daher den Kampfsequenzen gewidmet und nicht der Vertiefung der Charaktere. Zwar erfährt man während der Action auch das ein oder andere über die Göttin aus der Unterwelt, doch diese Informationen gehen nicht wirklich in die Tiefe und werden auch später nicht mehr angekratzt.

Alles in allem endet die Geschichte recht offen, auch wenn ein Sieg zu verbuchen ist. Neue Aspekte und Seiten der Charaktere bleiben Mangelware und die Geschichte selbst recht dünn, auch wenn sie vielversprechend angefangen hat. Daher muss man den Band nicht unbedingt kennen, um die Hauptserie zu verstehen. Daran kann auch die große Bildergalerie nichts ändern, die gut zwanzig Seiten einnimmt und überwiegend posterreife Motive zeigt.

Daher dürfte „Angel präsentiert: Nur ein Mensch“ vor allem die Gunn- und/oder Illyra/Fred-Fans ansprechen. Wirklich wichtig ist die Geschichte aber nicht, da sie keine nennenswerten Zusatzinformationen preisgibt.