Stefan Simon: Almirah (Buch)

Stefan Simon
Almirah
2022, Taschenbuch, 152 Seiten, 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Stefan Simon verrät nicht viel über sich, nur dass er schon seit seiner Jugend literarisch tätig ist und sich nach Schauspiel und Malerei dem Studium östlicher und europäischer Philosophie gewidmeht hat. Nach zwei Gedichtbänden veröffentlicht er nun mit „Almirah“ seinen ersten Prosa-Roman.


Korte ist ein eher weniger erfolgreicher Privatdetektiv, der sich mit belanglosen Aufträgen wie der Beschattung eines möglicherweise untreuen Ehemannes über Wasser hält. Bei einem lernt er Almirah kennen, die Tochter eines Magnaten. Er ist nicht nur schnell von ihr fasziniert, sondern verfällt ihr auch gleich so sehr, dass sie ihn problemlos in eine dunkle Welt des Verbrechens manipulieren und mit hineinziehen kann. Und Korte merkt nichts, bis es zu spät ist.

 

Der Autor lehnt sich in seiner Geschichte sehr stark an die Geschichten des Crime Noir an, die vor allem als Filme im Gedächtnis vieler Leser geblieben sind. Doch seine Figuren leben nicht in den 30er oder 40er Jahren, sondern in einer düsteren Zukunft, die der Moderne erschreckend gleicht. Das bringt einen interessanten Widerspruch mit sich, denn viele der Charaktere sind so gezeichnet, wie man sie aus den alten Geschichten her kennt - angefangen mit dem desillusionierten Privatdetektiv, der seinen Untergang förmlich sehen kann, über die Femme fatale bis hin zu den zwielichtigen Gestalten, mit denen er es zu tun bekommt.

Die Zeichnung der Figuren bleibt knapp, das Buch konzentriert sich aufgrund seiner Kürze eher auf die rasante Handlung, die mit vielen Versatzstücken des Crime Noir spielt, dabei aber ein paar Dinge auch anders macht. Und nicht zuletzt gibt es ein Element, das am Ende die düstere Stimmung durchbricht und Einiges verändert.

Alles in allem erschafft Simon in erster Linie ein Stimmungsbild, transferiert die Atmosphäre des Crime Noir in die Moderne und bietet dem Leser zugleich ein düsterromantisches Stück, das kurz und schmerzhaft in die Abgründe menschlicher Seelen schauen lässt. Denn unschuldig bleibt am Ende eigentlich nur eine Figur.

„Almirah“ dürfte für alle Leser interessant sein, die die Stimmung des Crime Noir schätzen oder für sich neu entdecken wollen. Der kurzweilige Roman erlaubt einen kleinen, wenn auch nicht tiefsinnigen Blick in das klassische Szenario mit all dem, was dazu gehört.