Hedi Hummel: Das Lied des Wassers (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 01. November 2022 09:32
Hedi Hummel
Das Lied des Wassers
CW Niemeyer, 2022, Taschenbuch, 560 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Die 1957 in Rüsselsheim geborene Hedi Hummel studierte in Berlin Literatur- und Theaterwissenschaften und arbeitete zuletzt bis Ende 2020 als Redakteurin im ZDF. Inzwischen lebt sie im Wiesbadener Westend und ist freie Autorin, die sich aber auch nicht auf ein Genre festlegen lassen möchte, auch wenn sie dem Krimi ein wenig zugeneigt ist. „Das Lied des Wassers“ ist ihr aktueller Roman.
Wasser ist nicht nur Lebensader unseres Planeten, es speichert auch Erinnerungen. Mag sein, dass die Wissenschaft es nüchterner sieht als die Esoterik, aber es ist nachgewiesenermaßen so, dass man, wenn man sich damit beschäftigt, nicht umhin kommt, den Fluss des eigenen Lebens entlang zu wandern und dabei immer wieder angeschwemmte Erinnerungen zu entdecken.
So geht es auch Richard, der nach dem letzten Misserfolg einen Neuanfang zu machen versucht und dabei an sein früheres Leben, einen verschwundenen Freund und eine verlorene Liebe erinnert wird. So sehr er dem allen auch zu entgehen versucht, am Ende führen durch den Aufenthalt auf dem Berghof eines eigenbrödlerischen Wissenschaftlers namens Olaf alle Rinnsale zusammen und spülen das Vergessen ebenso hinweg wie auch alle Lügen.
Den Roman einem bestimmten Genre zuzuordnen fällt sehr schwer, denn die Autorin lässt sich auch nicht in eine Schublade zwängen. Anfangs denkt man durchaus an einen Krimi, geht es doch um einen Verlust, an dem die Hauptfigur Schuld sein könnte, Verrat und vielleicht sogar Verbrechen. Aber dem ist nicht so, denn anhand vieler Wassermetaphern führt die Autorin den Leser zurück durch die Zeit und zu den Momenten des Lebens, die Richard verdrängt hat, die aber nun auch wichtig werden.
Denn er entdeckt untrügliche Zeichen, dass etwas nicht stimmt - sowohl mit diesem Olaf als auch seinem Heimatdorf, das er in seiner Jugend fluchtartig verlassen hat. Und nicht zuletzt erwachen auch wieder die Gefühle für eine verloren geglaubte Geliebte.
Mit in die Geschichte fließen esoterische und spirituelle Betrachtungen um und über das Wasser ein, verbinden sie mit interessanten Schicksal und Geheimnissen, die auch ein wenig Spannung in die Handlung bringen.
Dabei ist die Handlung sehr eng mit den Figuren verbunden, der Hintergrund wird meistens immer nur angedeutet und die Lösung mag dem einen oder anderen einfach erscheinen, passt aber gut zur Ausrichtung des Buches, das man am Ende zufrieden aus der Hand legt, wenn man offen genug für die abwechslungsreiche Geschichte und die eigenbrötlerischen Figuren war.
„Das Lied des Wassers“ ist kein einfaches Buch, denn es geht seinen ganz eigenen Weg und lässt sich in kein Genre wirklich einordnen. Was bleibt ist eine dicht erzählte, manchmal poetisch wirkende Geschichte, die mal ein bisschen Krimi sein darf, dann wieder auch Sinnsuche und Schicksalsroman.