Gesa Schwartz: Ash und die Welt der Schatten (Buch)

Gesa Schwartz
Ash und die Welt der Schatten
Titelbild: Alexandra Helm
Planet!, 2022, Hardcover, 382 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Carten Kuhr

Neben dem, was die Menschen als Realität begreifen existiert eine weitere Ebene. In dieser Welt leben sie: die magischen Gestalten, Vampire, Werwölfe, Elfen, Nachtalben und Schatten. Einst, vor Generationen, befruchteten sich beide Welten, lebten in friedlicher Co-Existenz. Mittlerweile haben die Menschen dank ihrer Sucht nach Reichtum und persönliche Erfüllung die Parallelwelt vergessen - und, geht man nach der Königin der Schattenwelt, ist dies auch gut so.

Ein paar wenige Menschen wissen noch um die Welt der Träume, haben sich als Gilde der Jäger zusammengefunden und wachen darüber, dass die gefährlichsten Bestien verfolgt und vertrieben werden.

Einst waren Lucys Eltern die berühmtesten Jäger. Dann wurde ihre Mutter in der Schattenwelt getötet, ihr Vater zog sich vom Orden zurück.

Eines Nachts hört die 12jährige aus dem Keller Lärm. Als sie nachschaut ist ihr Vater spurlos verschwunden, die Hinweise deuten auf die Schattenwelt. Als sie auf der verzweifelten Suche nach ihm das Tor zur Schattenwelt durchqueren will begegnet sie Ash, einem Schatten, Bestienbezwinger und Traumräuber.

Ein Renegat, einst einer der erfolgreichsten Jäger in Diensten der Königin darbt er nun an einer Wunde, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Er ist, wie so manche der Wesen der Traumwelt, verletzt, wird immer schwächer.

Was steckt hinter den Verletzungen, wer hat Lucys Vater entführt und hängen die beiden Vorgänge gar zusammen?

Gemeinsam machen sich die beiden so ungleichen Geführten auf die Suche - und geraten mitten hinein in ein gefährliches Abenteuer voller Verrat und Intrigen.


Gesa Schwartz hat sich, nachdem sie sich zu Beginn ihrer Karriere auf den Urban-Fantasy-Bereich mit ihren Reihen (die damals bei Egmont Lyx erschienen sind) konzentriert hat, inzwischen dem Jugendbuch verschrieben. Hier legt sie ihre durchweg spannend und kurzweilig aufgezogenen Romane vor und verzaubert ihre jungen Fans.

Vorliegend entführt sie uns in die Goldene Stadt, nach Prag. Geschickt stellt sie zwei ganz unterschiedliche Figuren ins Zentrum ihres Plots. Eine junge, der Zielgruppe des Buches entsprechenden Figur; ein 12jähriges Mädchen, das viel zu früh ihre Mutter verloren hat. Ergo eine Gestalt, die so manches Päckchen zu tragen hat, das oft alleine und auf sich gestellt ist.

Dazu ein Traumräuber, der auch gezeichnet ist. Einst band er sich an einen Menschen, einen Jungen, der dann viel zu früh verstarb. Auch er ist von dem Verlust gezeichnet, auch wenn er seine Schmerzen tief in sich vergraben hat.

Beides sind markante Figuren - verletzlich, gezeichnet und heimgesucht vom Verlust, dem sie sich nicht stellen wollen, dies aber müssen. Nur wenn sie den Verlust anerkennen, können sie diesen verarbeiten und dann ihr Leben weiterführen. Das ist keine einfache Thematik, die Schwartz hier in ihren Plot hat einfließen lassen, das rührt uns Leser, lässt uns Mitleid empfinden, aber auch Bewunderung, wenn sich die Figuren dann ihren Ängsten und Verlusten stellen.

Verpackt hat die Verfasserin dies erneut in einen Urban-Fantasy-Plot, der geschickt entworfen wurde. Zwar bleibt Prag als Kulisse weitgehend ungenutzt, doch die Teilung der Welten und die Traumwelt per se wirken interessant.

Bis kurz vor dem Finale hatte die Autorin mich am Haken, dann aber nahm sie für meinen Geschmack eine - vorhersehbare - Abzweigung zu viel. Ich hätte mir gewünscht, dass sie hier ihr Finale stringenter und in sich überzeugender zu Ende gebracht hätte. Es mag sein, dass dies - ich möchte nicht zu viel spoilern - der Zielgruppe geschuldet ist, letztlich passt das Ende dann auch, doch auf dem letzten Weg zum Kulminationspunkt war es mir einfach eine Wendung zu viel.

Insgesamt ein spannender Roman, der von seinen Figuren und den angesprochenen Fährnissen durch Verluste lebt und durchaus gut unterhält.