H. C. Scherf: Der Ruf des Ghul (Buch)

H. C. Scherf
Der Ruf des Ghul
2022, Paperback, 276 Seiten, 11,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

H. C. Scherf ist eigentlich das Psyeudonym des 1948 geborenen Harald Schmidt, der seine ersten Geschichten noch unter dem Klarnamen publizierte, was aber ein wenig Verwirrung mit sich brachte. Daher wechselte er den Namen und publiziert nun einiges an Geschichten, die er seit seinem Ruhestand geschrieben hat, so auch der Thriller „Der Ruf des Ghul“.


Nach einer längeren Zeit des Schweigens taucht Holger, der Sohn der Patchwork-Familie Olsson, überraschend zu einem Weihnachtsbesuch bei den Eltern auf. Was er will ist natürlich Geld, um seine Drogensucht weiter auszuleben und Schulden zu bezahlen, damit seine Freundin Viola wieder frei kommt. Doch diesmal läuft Einiges anders als üblich. Die Familie versucht nicht mit Geld, sondern anderweitig - durch Freunde aus Schweden und einen Streetworker - zu helfen. Aber schnell wird klar, das Holger längst in die Fänge eines verbrecherischen Clans geraten ist, der ungeniert seinen dunklen Geschäften nachgeht und auch vor Mord nicht zurückschreckt.

 

Mittlerweile ist es nicht mehr zu leugnen und wird auch immer wieder in den Medien thematisiert: Verbrecherische Clans haben sich längst in großen deutschen Städten festgesetzt, um dort mit Drogenhandel, Prostitution, Geldwäsche und anderem Millionen zu scheffeln. Und wer einmal mit diesen Strukturen in Berührung kommt, merkt schnell, das mit der Mentalität der Mitglieder nicht zu spaßen ist.

Der Autor wählt dies als Thema für einen bitterbösen Thriller, der all die Erwartungen und Klischees erfüllt, die durchaus eine wahre Grundlage haben, vergisst aber auch nicht, eine mahnende Stimme durch den Streetworker einzubringen, dass nicht alle Migranten aus dem Nahen Osten so sind.

Die Geschichte will aber keine Kritik üben oder zum Nachdenken anregen, sondern in erster Linie mit knallharter Action unterhalten. Daher bedient sich Schmidt bei der Zeichnung der Figuren auch gerne schon einmal Klischees, die aber vermutlich gar nicht so weit von der Wahrheit weg sind.

Die Handlung geht nicht sonderlich in die Tiefe, schlägt auch keine großartigen Haken, aber sie ist actionreich erzählt und schildert konsequent den Fall eines jungen Mannes, der aus dem Sumpf nicht mehr herauskommt – bis zu dem dazu passenden Ende, so dass man am Schluss durchaus mit einem Kloß in Hals zurückbleibt. Der Leser jedenfalls sollte nicht zu zart besaitet sein, was vulgäre Sprache und Gewalt angeht. Denn das Ganze entwickelt schnell eine Atmosphäre, wie man sie nur aus Pulp-Romanen und den entsprechenden Filmen kennt.

„Der Ruf des Ghul“ ist ein bitterböser Thriller zu einem aktuellen Thema. Auch wenn die Geschichte bewusst zur Unterhaltung geschrieben ist und in manchen Klischees übertreibt, so bleibt am Ende doch ein ungutes Gefühl zurück, da Manches vermutlich gar nicht so weit an der Wirklichkeit vorbei ist.