Roman Klementovic: Wenn der Nebel schweigt (Buch)

Roman Klementovic
Wenn der Nebel schweigt
Gmeiner, 2022, Paperback, 346 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

War „Wenn die Stille schreit“ noch ein Kurzkrimi aus der Feder von Roman Klementovic, so legt der Autor nun mit einem großen Roman im Paperpack-Format nach. Und wieder taucht er dabei in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche ein und schildert mit „Wenn der Nebel schweigt“ ein bitterböses Drama.


Lange schon hat Jana mit ihrer Familie gebrochen und versucht, sich fern der alten Heimat ein neues Leben aufzubauen - was aber auch nicht so recht gelingen will. Denn das Trauma, ihre Mutter ermordet vorgefunden zu haben, überschattet immer noch alles, zumal nicht klar ist, ob ihr Vater daran schuld war.

Nun ruft ein alter Freund sie verzweifelt an und bittet sie zu kommen, denn ihrem Vater Hans geht es schlecht. Auch wenn sich alles in ihr sträubt, so wagt die junge Frau doch die Reise zurück und muss feststellen, dass die Vergangenheit präsenter denn je ist. Und das liegt nicht nur daran, dass ihr Vater zum Messie geworden ist...


Denn wie man sich denken kann, löst Janas Erscheinen, ihre Fragen, was passiert ist und nicht zuletzt auch ihr Wunsch, endlich herauszufinden, ob ihr Vater wirklich der Mörder ihrer Mutter ist, eine Kette von Ereignissen aus. Sie stößt vor allem bei ihren Verwandten auf eine Mauer der Ablehnung, ja sogar des Hasses und beginnt umso mehr nach der Wahrheit zu suchen, was bald schon dafür sorgt, dass sie aus dem Hinterhalt angegriffen wird und Schlimmeres geschieht.

Schon die ersten Seiten des Krimis sind beklemmend. Man merkt der Ich-Erzählerin an, dass sie alles schwer mitnimmt, dass die Heimkehr in das Dorf die ganzen Traumata in ihr aufwühlt, die sie glaubte, hinter sich gelassen zu haben. Zugleich nimmt auch ein rasanter Plot Fahrt auf, denn jemand scheint ganz und gar nicht zu mögen, dass sie Fragen stellt und alte Geheimnisse ausgräbt. Zudem ist auch noch eine alte Freundin verschwunden.

Actionreich und dramatisch entfaltet sich die Handlung vor dem Leser, doch auch der Hintergrund wird nicht vergessen. Sicher hält der Autor die Fäden in den Händen und verknüpft sie geschickt nacheinander, erlaubt einen interessanten Einblick in die Psyche der Leute. Und auch wenn er immer wieder den Verdacht auf andere Figuren lenkt, so ist doch die Auflösung bis zum Ende mehr als spannend und gelungen. Gleichzeitig erfährt man als Leser wie es überhaupt zu dem Mord an Janas Mutter kam, was die Geschichte noch mehr abrundet. Alles in allem wird man gut unterhalten, denn die Spannung bleibt von Anfang bis Ende sehr hoch.

Roman Klementovic schafft es wie kaum ein anderer, in die Abgründe menschlichen Denkens zu schauen und mit einer actionreichen Thrillerhandlung zu verbinden, das beweist er auch in „Wenn der Nebel schweigt“ wieder einmal mit einer treffsicheren Handlung und Figuren, die nach und nach erst alle Facetten ihres Wesens enthüllen.