C. K. McDonnell: This Charming Man (Buch)

C. K. McDonnell
This Charming Man
(This Charming Man, 2022)
Übersetzung: André Mumot
Eichborn, 2022, Hardcover, 528 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Manchester ist nun wirklich keine weltberühmte Stadt. Ja, es gibt zwei namhafte Fußballclubs, dazu einige alte Häuser - aber so richtig Weltstadtniveau hat der Ort nie erreicht. Dafür beherbergt die Stadt eine Zeitung, wie es sie in Großbritannien nur einmal gibt. Die „Stranger Times“ widmet sich dem Unerklärlichen, dem Übernatürlichen, dem, was gemeinhin totgeschwiegen wird. Da geht es um übernatürliche Erscheinungen, um UFO-Sichtungen, heimgesuchte Häuser - Sie erkennen das Bild?

Eine Zeitung für die Spinner unter uns, kann, darf, soll man nicht ernstnehmen - so zumindest die Hoffnung derer, die in den Schatten leben. Es gibt sie nämlich, die magischen Wesen und sie möchten gerne unerkannt bleiben. So weht der „Stranger Times“ und ihrer Redaktion ein manches Mal raues Lüftchen entgegen.

Einig war und ist man sich eigentlich weiterhin, dass es etwas wie Vampire nicht gibt. Gestaltwechsler, vom Kino gemeinhin auf Werwölfe reduziert, ja die existieren, aber die Nachfahren des Count Dracul, die sind ja nun wirklich dem Reich der Phantasie entsprungen. Nur, dass in Manchester dann Menschen von etwas infiziert werden, das sie zu Bluttrinkern mit Sonnenallergie macht - Sie erkennen auch dieses Bild?

Die Redaktion der „Stranger Times“ macht sich, unter Hinzuziehung der Polizei daran, das Unerklärliche zu ergründen…

 

Hinter dem Pseudonym C. K. McDonnell versteckt sich der irische Standup-Comedian und Kabarettist Caimh McDonnell, der im Bereich des Kriminal-Literatur mit seinen lustigen Reihen ganz Britannien zum Lachen gebracht hat.

Mit dem ersten Band um die „Stranger Times“ Und genau so hieß das Buch auch) hat er weltweit die Bestsellerlisten erobert. Die gelungene Mischung aus wunderbar ausgestalteten Figuren, Gesellschaftskritik und einer aberwitzigen Handlung überzeugte auf der ganzen Linie. Nun also die Fortsetzung - nur, dass sie die hoch liegende Latte leider reißt.

Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass McDonnell alles, was er in Band 1 richtig gemacht hatte, dieses Mal falsch machte. Die Handlung per se in sich ist voller Brüche, die Figuren - viel zu viele werden ins Zentrum des Plots gestellt - bleiben damit unscharf und wenig interessant und wirken unfertig, das Rätsel ist wenig überzeugend. Dabei sind die Ingredienzien alle vorhanden, nur, dass die Mischung dieses Mal nicht so richtig stimmt.

So ist dies leider eine doch herbe Enttäuschung - gerade auch, weil der erste Teil derartig frisch und flüssig zu lesen war. McDonnell, der im September ja in Deutschland auf Lesereise war, hat leider nicht an die Qualität seines Erstlings anknüpfen können, bietet ein überfrachtet wirkendes Konglomerat aus viel zu vielen handlungsrelevanten Figuren und einer etwas abstrusen Handlungsprämisse.