D. Eric Maikranz: Infinite - Die Unsterblichen (Buch)

D. Eric Maikranz
Infinite - Die Unsterblichen
(The Reincarnationist Papers, 2021)
Übersetzung: Stefanie Adam
Heyne, 2022, 540 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Gunther Barnewald

Ein US-Amerikaner (der Autor D. Eric Maikranz) entdeckt während seines Aufenthalts in Rom in einem Antiquariat drei eng beschrieben Notizbücher in - wie er später herausfindet - bulgarischem Kyrillisch, die ihn sehr neugierig machen. Er erwirbt diese und übersetzt sie mit Hilfe einer Bekannten ins Englische. Die Notizbücher erzählen vom Leben eines Mannes namens Michael Evans, der in Minnesota aufwächst, bis er entdeckt, dass er sich an zwei vorherige Leben erinnern kann. Als er seiner Familie davon erzählt, reagieren diese sehr negativ und abwehrend, es entsteht ein Bruch mit seinen Eltern.

Deshalb beschließt Michael nach Los Angeles zu ziehen, wo die Menschen vielleicht einerseits mehr Verständnis haben (oder eben alle durchgeknallt sind) und er sich besser Geld verdienen kann.

Da Michael nun zu wissen glaubt, dass es weder einen Gott, noch eine Hölle, Karma oder eine Bestrafung für Sünden im Diesseits gibt, betätigt er sich als „engagierter“ Brandstifter. Bei einem seiner Aufträge wird er fast von einem Polizisten erwischt und auf der Flucht angeschossen. Eine junge und sehr reiche Frau (Poppy) rettet ihn und flickt ihn wieder zusammen.

Durch Zufall erfährt er, dass diese ebenfalls schon mehrere Leben hinter sich hat und sie weiht ihn in ein großes Geheimnis ein: Denn seit knapp 2000 Jahren gibt es immer wieder „Seelen“, die regelmäßig wiedergeboren werden und sich (meistens etwa um das 18. Lebensjahr herum) schon an ganz viele vergangene Leben erinnern. Diese haben sich schon seit einigen Jahrhunderten organisiert, um erworbenes Vermögen behalten zu können.

Ab und an werden auch neue Mitglieder aufgenommen, aber nur wenn sie nachweisen, dass sie keine Betrüger sind und tatsächlich schon einmal (oder meistens mehrmals) gelebt haben. Dies kommt allerdings äußerst selten vor. Auch Michael wird die Mitgliedschaft angeboten, doch dazu muss er viel von seinen vorherigen Leben preisgeben. Denn jeder entlarvte Betrüger wird getötet, damit das Geheimnis der „Infiniten“ gewahrt bleiben kann...

So erzählt auch Michael von seinem Leben als bulgarischer Bauer und Soldat und von seinem kurzen Leben als US-amerikanischer Junge, welches im Flammentod endete. Woher Michael auch seine Affinität für Feuer und Brandstiftungen zu haben scheint.

Auch Poppy und andere erzählen von früheren Leben, was die Geschichte abwechslungsreich und bunt macht.


Was zuerst nach einem abgedroschenen und ausgelutschten Thema aussieht, wird vom Autor mit viel Verve und vor allem stilistischer Raffinesse erzählt. Dies ist auch der größte Pluspunkt der ganzen Geschichte. Schon kurz nach Beginn merkt der Leser, dass Maikranz der geborene Erzähler ist, der dafür wohl gar keine Wiedergeburt brauchte. Unter seinem Geschick vergisst der Rezipient völlig, wie altbacken und esoterisch das ganze Sujet ist und fiebert mit dem Protagonisten (und den anderen, die aus einem vorigen Leben erzählen) mit.

Dazu kommt ein hervorragender Spannungsbogen, der den Leser mühelos bis zum Ende der Geschichte in seinen Bann schlägt (und vielleicht sogar nach einer Fortsetzung rufen lässt). Kein Wunder also, dass die Geschichte für Prime Video mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle inzwischen verfilmt worden ist.

Nur wie das Zitat der Bestseller-Autorin Diana Gabaldon gemeint ist (ebenfalls auf dem Cover), die feststellt „Auf „Matrix“-Fans wartet ein wunderbares Epos voller Überraschungen“, erschließt sich mir nicht (wunderbares Epos voller Überraschungen auf jeden Fall, aber für Fans der „Matrix“-Trilogie, häh, wie bitte? Wer hier Brüche in der Realität oder deren Wahrnehmung erwartet, wird maßlos enttäuscht sein!).

Wie dem auch sei, die vorliegende Erzählung ist, trotz des lauen Themas, hervorragend gelungen, stilistisch brillant (danke auch an die tolle Übersetzerin), spannend und steckt voller wunderbar recherchierter historischer Details. Ein wahrlich „süffiges“ Buch!