Maddrax 589: Mission Flächenräumer, Ian Rolf Hill / Maddrax 590: Der Medusa-Effekt, Ian Rolf Hill (Buch)

Maddrax 589
Mission Flächenräumer
Ian Rolf Hill
Maddrax 590
Der Medusa-Effekt
Ian Rolf Hill
Bastei, 2022, Romanheft, je 68 Seiten, je 2,10 EUR

Rezension von Matthias Hesse

Mit dem Einbiegen des „Weltenriss“-Zyklus in die Schlusskurve kredenzt Ian Rolf Hill den „Madrax“-Lesern einen Zweiteiler, der die Bergung des Flächenräumers von einem Asteroiden zum Ausgangspunkt hat. Dabei handelt es sich um eine Art außerirdischen Raum-Zeit-Staubsauger, der überdimensionierte kosmische Entitäten in eine weit erntfernte Zukunft verbringen kann - sollen sich später andere Generationen darum scheren. Im Real-Life kennen wir das vom Atommüll.

Im Falle der aktuellen Serienhandlung ist es ein Streiter, der entsorgt werden muss - eine planetenfressende, intelligente Wolke, die mit den unenedlichen Weiten des Alls eine gut bestückte Lunchbox vorfindet.

Beides, Streiter und Flächenräumer, sind aus der Seriengeschichte recycelte Handlungselemente, und wo Bastei schon beim Wiederaufbereiten ist, kommen hier auch noch ein von früher bekannter magischer Stein mit üblen Eigenschaften sowie eine Schwarmintelligenz namens One ins Spiel. Überhaupt, so mag ich ein vorläufiges Resümee versuchen, hat der aktuelle Erzählbogen der Serie so einigen verschollenen Figuren und Schauplätzen ein Comeback beschert. Das war sicherlich nötig: Nach einem starken ersten Drittel, in dem sich ein finsterer Kult aus einer lovecraftartigen Parallelwelt anschickte, die Welt zu erobern, machte sich plotmäßig eine leicht ermüdende Routine bemerkbar. Eine Erweiterung auf eine erweiterte Bedrohung, eben jenen Streiter, brachte Komplexität in die Handlung und hat beim Lesen Freude bereitet. Nun wird es die Aufgabe des Autorenteams sein, in den verbleibenden neun Episoden die zahlreichen Fäden zusammenzuführen und zu einem Finale zu verschmelzen, das dem grandiosen Auftakt der Romane „Dunkle Gegenwart“ und „Dunkle Vergangenheit“ gerecht wird.


Worum geht es in „Mission Flächenräumer“ und „Der Medusa-Effekt“? Eine Expedition reist per Wurmloch zu besagtem Asteroiden im Ringplantensystem, darunter mit Matthew Drax, Aruula, Victorius und Quart'ol alte Serienbekannte. Aber auch zwei interessante neuere Frauenfiguren, die IngenieurinTriell und Commander Ashley Mara, sowie viele Nebenfiguren befinden sich an Bord der PLASMA. Als hätte sich die Bergung des desolaten Flächenräumers nicht als ohnehin kompliziert erwiesen, scheint Drax auch noch die Zielscheibe von einigen Attentaten und Sabotage-Versuchen zu sein, die nicht nur sein Leben, als auch noch die ganze Mission gefährden. Der Pacinowa Justipluu macht sich an die Ermittlungsarbeit...


Das zweiteilige Weltraum-Abenteuer präsentiert sich als reichhaltiger SF-Mix. Ian Rolf Hill verweist die Action-Sequenzen diesmal deutlich in den Hintergrund zugunsten einer Space Opera, die ihr zahlreiches Personal so liebevoll und lebensnah beschreibt, dass ich mich als Leser zuweilen gar an Becky Chambers „Wayfarer“-Romane erinnert fühlte. Der Kriminalfall sorgt für etwas Hercule-Poirot-Flair, auch wenn die Identität des Attentäters keine wirkliche Überraschung ist. Dazu mischt sich klaustrophobischer Space-Horror. Doch dass - und vor allem wie! - eine große und äußerst heterogene Raumschiffbesatzung es schafft, Problem um Problem zu lösen und gemeinsam einen Trip, der nach und nach zu einem wahren Albtraum wird, zu überstehen, das ist dem Autor nachdrücklich gelungen; Vergleichbares habe ich in dieser Serie bisher noch nicht gelesen.

Ein wirklich typisches „Maddrax“-Abenteuer liegt hingegen nicht vor. So viele interstellare Bonusmeilen werden hier gesammelt, dank Wurmloch-Generator ohne nennenswerten Aufwand, dass der eigentlich postapokalyptische Flair der Reihe nicht bedient wird. Zum Ausgleich gibt es eine flirrend-paranoide Atmosphäre, starke Szenen, Charaktere mit Tiefgang und Schicksale, die in die Magengrube fahren.