Simon vom Fluss - Gesamtausgabe 3 (Comic)

Claude Auclair
Simon vom Fluss - Gesamtausgabe 3
Übersetzung: Jano Rohleder
Cross Cult, 2022, Hardcover, 240 Seiten, 40,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Claude Auclair veröffentlichte Anfang der 70er Jahre seine außergewöhnliche Serie „Simon vom Fluss“, die Jahre nach einem Atomkrieg spielt und durch einen wandernden jungen Mann ohne bestimmte Identität zeigt, ob und wie sich die Menschen weiter entwickelt haben.

Nach sechs Alben war erst mal Schluss, doch zehn Jahre später griff der Künstler seinen Helden noch einmal auf. Diesen Neustart präsentiert nun die dritte Gesamtausgabe, die insgesamt vier Alben enthält.

 

Ein Steinkreis ist das spirituelle Zentrum einer Gruppe von Menschen, die allen bekannten Ethnien entstammen und versuchen, die Menschheit in Frieden zu einen und alle Grenzen fallen zu lassen. Sie folgen dabei auch uralten Wurzeln. Aber es gibt immer wieder andere, die ihnen diese Stärke neiden und sie auszunutzen versuchen.

Simon und seine Lebensgefährtin Emeline haben ihre Wanderschaft immer noch nicht aufgegeben, und so wie sie Geschichten anderer hören, erleben sie auch immer wieder neue Abenteuer und begegnen Menschen, die sie begleiten werden. Denn die Welt ist immer noch gefährlich und Angst einflößend.


Von den Themen der ersten Alben ist nicht mehr viel zu merken. Die Vorgeschichte von Simon, auch die Zentren, in denen versucht wird, sich weiter an die alte Zivilisation zu klammern, tauchen nicht mehr auf. Stattdessen hat sich der Künstler dem Mystizismus zugewandt. Das merkt man vor allem am ersten Band, in den viele heidnische Glaubensmuster einfließen, vor allem aber keltische Wurzeln. Bemerkenswert dabei ist, dass Ethnien und ursprünglicher Glaube in dieser Gemeinschaft keine Rolle spielen. Interessanterweise sind Simon und seine kleine Familie eher Zuhörer, denen die Erlebnisse anderer erzählt werden, wirklich aktiv in Szene treten sie eigentlich nur im zweiten Band und auch da sind andere Figuren mehr im Mittelpunkt.

Etwas aus dem Zusammenhang gerissen scheinen die letzten beiden Erzählungen zu sein, die anstatt auf dem Land mehr auf dem Meer spielen und andere Aspekte dieser neuen Zeit zeigen. Es scheint, als läge es dem Künstler auch mehr am Herzen, die Gesellschaft neu zu gestalten und Idealbilder zu schaffen, die natürlich auch ihre Schattenseiten haben.

Action steht bei den ruhigen Erzählungen eher im Hintergrund, es ist das menschliche Miteinander, was ihn bewegt, die alltäglichen Geschehnisse aber auch die nur allzu menschlichen Bedürfnisse seiner Helden und die Verzweiflung, mit der Manche ihre Leidenschaften durchzusetzen versuchen.

Das Ganze ist wieder einmal sehr realistisch gezeichnet, die Farben sorgen natürlich für die passende Atmosphäre.

Ergänzt wird dies alles durch ein weiteres ausführliches Dossier von Patrick Gaumer, der diesmal Auclairs Leben und Werk in den 80er Jahren betrachtet.

„Simon vom Fluss“ bietet in dieser Gesamtausgabe gleich vier Alben, von denen zwei mehr oder weniger zusammenhängen. Alle entstanden nach einer zehnjährigen Pause und bieten weitere Facetten der dystopischen Welt, die dank des Neustarts auch kein Vorwissen verlangen. Allerdings sollten Fans auch keine Action-Abenteuer erwarten.