Matthew Reilly: Die fünf großen Krieger (Buch)

Matthew Reilly
Die fünf großen Krieger
Jack West 3
(The Five Greatest Warriors, 2009)
Übersetzung: Michael Krug
Titelbild: Arndt Drechsler-Zakrzewski
Festa, 2022, Paperback, 552 Seiten, 14,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Wiederkehr des Dunklen Sterns bedroht alles Leben auf der Erde. Vor Urzeiten hat eine verschwundene Hochzivilisation eine Apparatur geschaffen, mit deren Hilfe allein der drohende Weltuntergang verhindert werden kann. Nur das Auffinden von sechs sorgfältig verborgenen hängenden Pyramiden und das zeitgerechte Einsetzen von quaderförmigen Diamanten in diese kann das Unheil, das der Menschheit nun droht, verhindern. Damit die Sucher nicht ganz selbstlos handeln müssen, erwartet denjenigen, der die jeweilige Säule erweckt und einsetzt, ein besonderes Geschenk.

Die versprochene Macht und das Wissen, das die Kristalle in sich bergen, rufen verschiedenste Glücksritter auf den Plan. Statt dass alle an einem Strang ziehen, um das Leben wie wir es kennen zu retten, stehen einmal mehr Habgier und persönliches Machtstreben im Vordergrund.

Verschiedenste Gruppe beteiligen sich am Wettrennen um die Säulen; Organisationen, die ganz unterschiedlichste Motive antreiben.

Während Jacks Vater sich, unterstützt durch die europäischen und arabischen Königshäuser, zum Alleinherrscher der Erde aufschwingen will, suchen die Gefolgsleute des Tenno, die Schmach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg dadurch zu tilgen, dass sie die dunkle Sonne und mit dieser den Untergang willkommen heißen. Sie stellen sich allen Rettungsbemühungen aktiv in den Weg.

Auf der Suche nach den Säulen gilt es dieses Mal die verschollenen Gräber Dschingis Khans und Jesus von Nazareth zu finden, und den Anschlägen einer dritten Gruppierung zu entgehen.

Der letzte russische Zaren-Abkömmling, ein skrupelloser Ex-KGB Agent, erweist sich dabei als tödlichste Gefahr. Als alle Hoffnung schon verloren scheint, greift Jack tief in seine Trickkiste und setzt sich mit einem tollkühnen Manöver doch noch an die Spitze der Jäger - bis ihn die Liebe zu seinen Freunden ausbremst. Doch selbst wenn er abgeschlagen im Rennen um die Zukunft der Menschheit zurückliegt, gilt für Jack eines: Der fünfte Krieger gibt nicht auf - niemals…


Ursprünglich als Trilogie konzipiert und bei uns als Hardcover im zu Ullstein gehörenden List Verlag erstveröffentlicht, legt Festa dankenswerterweise eine Neuübersetzung auf. Damit nicht genug, wird der Verlag auch die weiteren Abenteuer Jack Wests dann in deutschsprachiger Erstveröffentlichung präsentieren.

Wie von Matthew Reilly gewohnt, wartet wieder eine Achterbahnfahrt voller Action und Gewalt auf den Leser. Reilly, unbestritten der König des Action-Thrillers, geht auch vorliegend wieder in die Vollen. Da werden Menschen jahrelang in einer konservierenden Flüssigkeit in Glastanks eingeschlossen und gefoltert, machen sich seine Helden auf die Suche nach den verschollenen Ruhestätten Dschingis Khans und Jesus und fliegen die blauen Kugeln, dass es eine wahre Freude ist. Natürlich bleibt die Logik dabei nicht nur ab und zu auf der Strecke, ist das Gebotene oftmals an den Haaren herbeigezogen und widerspricht jeglichem Realitätsbezug.

Aber genau das ist es doch, was die Fans und Leser bei Reilly suchen. Romane, in denen Menschen über sich hinauswachsen, in der die Bösen noch abgrundtief schlecht und teuflisch agieren, die Guten, auch wenn sie bluten müssen, ja es herbe Verluste zu betrauern gilt, immer noch eine weitere Chance bekommen. Dass Jack im Finale triumphieren wird ist selbstverständlich, das Wie ist - insbesondere angesichts der übermächtig scheinenden Gegner und des verlorenen Wettlaufs - das Interessante.

Geschickt mischt der Autor dieses Mal wieder geschichtliche Bezüge mit seinen packend aufgezogenen, zum Großteil martialisch ausgestalteten Kämpfen. Da fließt literweise Blut, werden Augen ausgestochen, Gesichter weggesprengt, und Körper zerquetscht. So manches Mal verlaufen Hinweise - aber auch Handlungsansätze - im Sande (ich denke hier insbesondere an die einige Male angesprochene katholische Kirche und ihre schlagkräftigen Jünger, die dann aber spurlos in der Versenkung verschwinden). Hier hat der Leser etwas Mühe, den Wendungen zu folgen.

Mit vorliegendem Roman hat Reilly auch in seinem Hauptmarkt, dem angloamerikanischen Sprachraum, Neuland betreten. Nicht nur, dass er einem Einzelroman eine Fortsetzung folgen ließ - Reilly griff ja schon mehrfach bekannte Protagonisten nochmals auf - sondern, dass er ein Buch vorlegte, das in sich nicht abgeschlossen war, das mitten in der Handlung abbrach war neu. Der Leser musste damals gut ein Jahr warten, bis der Cliffhanger aufgelöst wurde, was einst ein wenig für Unmut sorgte. Statt einen voluminösen Ziegelstein vorzulegen, wird zweimal abkassiert, sagten die Kritiker - die Fans behaupten, dass dafür doppelte Lesefreude und Spannung auf den Käufer wartet.

Bei aller Begeisterung, mit der ich Reillys Romane durchweg lese, wurde es selbst mir so manches Mal ein wenig z viel mit den aberwitzigen Situationen am laufenden Band. Gar zu übermächtig schienen die mannigfaltigen Cliffhanger zu sein, zu einfach die Art und Weise, wie sich unser Held aus diesen herauswindet; und das Auffinden des Grabes Christi blieb letztlich ein Fremdkörper im Text.

Auch darf angemerkt werden, dass Reilly dem Leser und sich selbst die Auflösung, wer hinter dem Bau der Maschine steckt, die letztlich aktiviert wird, was mit dem verschollenen Volk geschah - noch zumindest - schuldig bleibt. Ergo, ein packender Reilly pur - nicht unbedingt sein bestes Buch, aber ein wunderbar temporeiches, ablenkendes Lesevergnügen, um vom bedrückenden Alltag einmal abzuschalten.