Bert Lingnau: Singende Barsche (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 18. Juli 2022 21:25
Bert Lingnau
Singende Barsche
Klatschmohn, 2022, Taschenbuch, 212 Seiten, 11,80 EUR
Rezension von Christel Scheja
Bert Lignau veröffentlicht seit 2008 monatlich einen alten Kriminalfall im „kulturkalender“, die nun auch vom Klatschmohn Verlag in einem Band zusammengefasst werden. „Singende Barsche“ ist bereits der zweite Band der Reihe „Lustige und bewegende Kriminalfälle aus Mecklenburg und Vorpommern“.
Es sind Morde, die eine ganze Gegend, ja ein Dorf erschüttern wie „An der Mergelgrube“ oder „Der Fall Grabowski“. Oft genug sind es die üblichen Sexualstraftaten, aber auch emotionale Erpressung kann den Gewaltakt auslösen. Oder auch Vertuschungsversuche wie in „Im Feindesland“. Amüsanter sind da die Gaunereien und Schelmen-Stücke, die sich so manch ein listiges Schlitzohr erlaubt, um die Obrigkeit auszutricksen, wie in „Krummer Hund“ oder „Mäh! Möh!“. Und nicht zuletzt kommen auch eifrige Hundenasen zu ihrem Recht, schräge Tatabläufe, die die Ermittler zum Schwitzen bringen und nicht zuletzt auch völlig aus dem Ruder gelaufene Taten.
Der Autor schmückt die Ereignisse und Tathergänge nicht aus, er bringt sie nur in einen ordentlichen Erzählfluss und beschreibt, gelegentlich auch mit einem augenzwinkernden Ton, den Ablauf oder die Ermittlungsarbeiten. Dabei ist es ihm wichtig, gerade bei den schrägeren Verbrechen den Leser zum Schmunzeln zu bringen. Damit man sie auch gut verorten kann, gibt es fast immer auch ein Foto vom Tatort oder wenigstens der Gegend, in der die Straftat geschehen ist.
Die Sammlung ist gelungen, denn es gibt nicht nur schräge Schelmen-Stücke zu lesen, auch grausame Verbrechen, die teilweise nicht aufgeklärt werden konnten, werden dem Leser vorgestellt, so dass Abwechslung da ist.
Von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis in die Neuzeit reichen die Geschehnisse, und gerade hier fragt man sich, wie die Leute darauf hereinfallen konnten. Und gelegentlich kommt man auch ins Nachdenken, gerade wenn kleine Beispiele zeigen, wie schnell Mitbürger jüdischen Glaubens angeklagt werden konnten.
Die Texte eigenen sich gut zum Zwischendurch-Lesen, man kann sie schön in kleinen Happen genießen. Und gerade Leser, die dort oben schon einmal Urlaub gemacht haben oder sogar in den Regionen leben, werden so Manches wiederentdecken oder -erkennen können.
„Singende Barsche“ ist eine liebevolle Zusammenstellung trauriger aber auch recht humorvoller Kriminalfälle aus Mecklenburg und Vorpommern, die einem wieder vor Augen führen, wie erfindungsreich Menschen manchmal sein können, um sich etwas zu ergaunern oder wie tragisch Leben zerstört werden.