Gunnar Schwarz: Hörst du, wie sie schreien? (Buch)

Gunnar Schwarz
Hörst du, wie sie schreien?
Rubens und Wittmann 2
FeuerWerke, 2021, eBook, 3,49 EUR

Rezension von Elmar Huber

In seiner Kemenate im Kloster von Viden wird die Leiche eines Mönchs, Bruder Clemens, mit gespaltenem Schädel und einem Brandmal auf der Handfläche gefunden. Dabei sollte er sich gar nicht hier aufhalten, sondern noch auf einem Seminar außerhalb des Klosters sein. Offenbar wurde der Tote massiv gefoltert, bevor er ermordet und dann in das Zimmer gebracht wurde. Ein USB-Stick, der im Mund der Leiche platziert wurde, enthält eine Audio-Aufzeichnung seines Todes. Der Mörder legt Clemens einen Verstoß gegen die siebte Todsünde zur Last, bevor er ihn erschlägt, und kündigt sogleich ein nächstes Opfer an.

Während die Ermittlungen noch fieberhaft laufen, taucht eine zweite Leiche auf. Ein Polizist im Ruhestand. Trotz des gleichen Modus Operandi besteht auf den ersten Blick keine Verbindung zu Bruder Clemens und zu dem Kloster. Erst als die Ermittler auf die Geschichte eines ehemaligen Kinderheims stoßen, das lange Jahre von den Mönchen mit betreut wurde, nehmen die Nachforschungen Fahrt auf.


Sobald man die Worte „Kinderheim“, „Kirche“, „Sünde“ und „Rache“ in einem Zusammenhang liest, kann der geübte Thriller-Leser schon ahnen, in welche Richtung sich die Story entwickelt. Dahingehend gestaltet sich „Hörst du, wie sie schreien?“ überraschungsarm. Auch die Hauptfiguren, der engagierte, etwas knurrige Hauptermittler Marc Wittman und die Psychologin Frieda Rubens, seine ehemalige Geliebte, entsprechen den Standards aktueller Genre-Literatur. In Rahmen dieser bekannten Muster weiß Autor Gunnar Schwarz allerdings souverän zu unterhalten.

Die Story legt von Beginn an ein gutes Tempo und einen ‚angenehmen‘ Härtegrad vor. Die Ermittlungsschritte der Beamten sind nachvollziehbar, ebenso die Reaktionen des Teams auf Rückschläge. Lediglich die eingestreuten Passagen aus Tätersicht sind etwas pathetisch ausgefallen und im Grunde unnötig.

Neben der Thriller-Handlung erfährt der Leser noch Einiges über das Privatleben von Marc Wittman. Man erhält den Eindruck, dass er sich mit Ehefrau und Kind lediglich selbst beweisen will, dass er über Frieda Klein hinweg ist. Die beiderseitige Anziehung ist jedoch immer noch vorhanden. Eine Hintergrundschwingung, die die Charaktere für den Leser lebendig, greifbar und interessant genug für eine Fortsetzung macht.

Insgesamt bietet „Hörst du, wie sie schreien?“ durchgehend solide und knackige Thriller-Unterhaltung, ohne Längen aber auch ohne wirkliche Überraschungsmomente.