Robert Focken: Arnulf: Der Herr der Elbe (Buch)

Robert Focken
Arnulf: Der Herr der Elbe
Titelbild: Uwe Jahrling
Acabus, 2022, Taschenbuch, 540 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

„Arnulf: Der Herr der Elbe“ ist der dritte Band einer locker zusammen hängenden historischen Reihe von Robert Focken, die zur Zeit des Aufstiegs und der Herrschaft Karls des Großen spielt. Aus dem ehemaligen Gefolgsmann ist im Jahr 798 nämlich ein Fürst aus eigenem Recht geworden.


Nicht mehr länger folgt Arnulf dem fränkischen König und dient ihm als Heerführer. Der aus Hessen stammende Krieger hat sich mit seinen Leuten nach den letzten Ereignissen am Hof los gesagt und inmitten der immer noch nicht befriedeten Sachsen, Dänen und Slawen eine eigene Herrschaft um die Elbmündung herum aufgebaut.

Delbende und die Hammaburg sind entstanden, der charismatische Fürst sitzt mit seinem ältesten Sohn Arthur fest im Sattel. Aber die Kräfte, die ihn schon von der Seite Karls des Großen vertrieben haben, intrigieren weiter, sehen die Gefahr, die für das Karolingische Reich erwachsen könnte. Und so wird der Konflikt erneut geschürt, als Karolo, der Sohn Karls des Großen, mit einem Heerbann in den Norden geschickt wird, um einen Aufstand der Sachsen niederzuschlagen.


Der Roman bewegt sich natürlich irgendwo zwischen Geschichte und Fiktion, um die Spannung zu erhöhen. Denn man merkt auf der einen Seite schon, dass der Autor sehr gut recherchiert hat, auf der anderen Seite erlaubt er sich natürlich auch noch entsprechende Freiheiten. Daher nimmt er sich auch die Zeit, die wichtigsten Schauplätze und ihre Figuren vorzustellen, um schon recht früh die ersten Intrigen-Geflechte aufzubauen, in die sich die Figuren nach und nach verfangen.

Sympathisch erscheinen vor allem Arnulf und seine Familie, vor allem sein ältester Sohn Arthur scheint ganz nach ihm zu schlagen, auch was die Eigenwilligkeit und die Ungestümtheit betrifft. Denn es scheint dazu zu gehören, dass man in seiner Jugend Fehler macht. Sein Sohn Grimbald geht einen anderen Weg, ist er doch mehr der feinsinnige Denker und Träumer. Aber auch er hat seine Schwächen, wie sich schon bald am Hofe Karls zeigt.

Natürlich können sich die Figuren nicht ganz frei sprechen von Klischees, was vor allem am großen Gegenspieler deutlich wird, aber dennoch fügen sie sich gut in ihre Rollen und treiben die Handlung auch schon einmal durch unerwartete Entscheidungen voran. Immerhin versucht der Autor auch bei den Frauen mehr als nur ein Rollenmodell zu bieten, denn auch wenn diese sich in ihren vorgegebenen Status zu fügen scheinen, so haben sie auch eigene Macht, wie sich vor allem bei Erika, Arnulfs Frau, zeigt.

Es kommt wie es kommen muss, die Konfrontation bleibt nicht aus und mischt die Karten am Ende neu, aber das Ganze ist spannend und vor allem von den Entwicklungen her glaubwürdig erzählt. Zugleich bekommt man auch einen schönen Einblick in diese Zeit, gerade in die Regionen an den Grenzen des Karolingischen Reichs, in denen noch so viel mehr möglich war als im Kerngebiet, einschließlich des ewigen Geplänkels mit den Nachbarn, die einen regelrecht zwangen, wachsam zu bleiben, da diese einem trotz Bündnissen durchaus in den Rücken fallen konnten, wenn man nicht aufpasste.

„Arnulf: Der Herr der Elbe“ ist ein unterhaltsamer Historien-Roman, der sich zwar einige Freiheiten erlaubt, aber es dadurch schafft, dem Leben an den Nordgrenzen des Karolingischen Reiches Farbe zu geben, gerade wenn man selbst nicht ganz so treu zu seinem König steht, wie es einige gerne sehen würden. Intrigen, Schlachten und persönliche Schicksale geben sich in diesem bunten Potpourri einander die Hand.