Among the Living - Das Böse ist hier (DVD)

Among the Living - Das Böse ist hier
F 2014, Regie: Alexandre Bustillo & Julien Maury, mit Francis Renaud, Béatrice Dalle, Chloé Coulloud u.a.

Rezension von Elmar Huber

Am letzten Schultag vor den Sommerferien schwänzen die Freunde Tom, Dan und Victor das Nachsitzen und verbringen den freien Nachmittag auf dem Gelände der längst verlassenen Blackwood Filmstudios. Aber sie sind dort nicht alleine. Im Kofferraum eines Wagens finden die Jungen eine gefesselte Frau, die sie allerdings nicht retten können, denn der Entführer entdeckt die ungebetenen Gäste. Den Freunden gelingt die Flucht, doch die unrechtmäßigen Bewohner des Filmstudios können keine Entdeckung riskieren und folgen den Eindringlingen bis zu ihren Familien.

 

Mit „Inside“ und dem sehr atmosphärischen „Livid - Das Blut der Ballerinas“ (ebenfalls bei Tiberius Film erschienen) hat sich das französische Regie-Duo Alexandre Bustillo und Julien Maury einen klangvollen Namen unter den Horror-Fans erworben. Wie die meisten ihrer Landsleute versteht es das Duo, grandiose Bilder auf die Leinwand respektive den Bildschirm zu bringen. Dabei kontrastieren die strahlend-gelben Aufnahmen des Sommertags gekonnt mit dem eiskalten Schrecken, der sich für die drei vierzehnjährigen Freunde Tom, Dan und Victor anbahnt.

Schon die verlassenen Kulissen des Filmgeländes wirken wie eine Geisterstadt und hinterlassen einen bedrohlichen und verstörenden Eindruck, der sich mit der Entdeckung einer gefesselten und verängstigten Frau auch bestätigt. Im Keller des Filmstudios haben sich nämlich kurzerhand Isaac Faucheur und sein degenerierter (Isaac war im Krieg biologischen Kampfstoffen ausgesetzt) Albinosohn Klarence eingenistet, die sich aus Angst vor Entdeckung auf ständiger Flucht befinden, was auch Isaacs Verstand nicht unbeschadet gelassen hat. Eine Antwort auf die Frage, warum sich die beiden ab und zu eine Frau holen und so das Risiko, entdeckt zu werden, förmlich herausfordern, bleibt das Drehbuch dem Zuschauer indes schuldig.

Doch genau aus diesem Grund müssen die drei Teenager zum Schweigen gebracht werden. Eine Aufgabe, die Klarence in der folgenden Nacht angeht. So spielt die zweite Hälfte des Films überwiegend in den Familienhäusern der Jungen, wo sich Klarence einschleicht, versteckt und in den richtigen Momenten zuschlägt. Das ist alles nicht unspanned, doch beileibe nicht neu und reichlich vorhersehbar.

Immerhin haben Bustillo und Maury im Prolog des Films - inklusive eines großartigen Gastauftritts ihrer Stammaktrice Beatrice Dalle - schon die (unter Genre-Gesichtspunkten) nachvollziehbare Erklärung geliefert, warum Isaac und Klarence so neben der Spur laufen. Damit erhalten beide auch eine willkommene tragische Seite, die später leider sehr vernachlässigt wird. Tom, Dan und Victor dagegen sind nicht die Unschuldslämmer, als die sie vielleicht in einem amerikanischen Film gezeichnet worden wären. So tut man sich zwar etwas schwer, sich auf die Seite der Buben zu schlagen, doch hat eine Prise Ambivalenz in Sachen Figurenzeichnung noch nie geschadet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bustillo und Maury, in dem Ansinnen, eine Mischung von „Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers“ und „Hügel der blutigen Augen“ abzuliefern, einen interessanten Ansatz fahren. Und obwohl sie grundsätzlich alles richtig gemacht haben, gestaltet sich „Among the Living - Das Böse ist hier“ nicht vollständig rund. Das Hauptproblem des Films dürften jedoch die Erwartungen sein, die sich nach dem grandiosen „Livid - Das Blut der Ballerinas“ beim Zuschauer einstellen und die hier nicht erfüllt werden. Dennoch besser als der x-te wiedergekäute Genre-vertreter amerikanischer Bauart. Auch schauspieltechnisch gibt es nichts zu bemängeln.

Obwohl „Among the Living - Das Böse ist hier“ seinen Vorgängern nicht ganz das Wasser reichen kann, erweist sich der Film für Genre-Fans durchweg überzeugend und reiht sich passend in die Serie aktueller französischer Genre-Produktionen ein.