Die rätselhaften Fälle des Pater Brown 4: Das Zeichen des zerbrochenen Säbels (Hörspiel)

Die rätselhaften Fälle des Pater Brown 4
Das Zeichen des zerbrochenen Säbels
Gilbert Keith Chesterton
(Nach der Kurzgeschichte „The Sign of the Broken Sword“, 1910)
Buch, Regie, Produktion: Markus Winter
Sprecher: Brigitte Carlsen, Erich Räuker, Tobias Kluckert, Sebastian Schulz, Wolfgang Rüter, Werner Wilkening
Musik: Winterzeit Studios
Titelbild: Mark Freier
Winterzeit, 2015, 1 CD, ca. 43 Minuten, ca. 9,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Der silberne Finger des Mondlichts erleuchtete die massige Bronzegestalt eines ruhenden Soldaten. Die starken Hände in ewigen Gebet gefaltet, das schwere Haupt auf einem Gewehr ruhend. Das ehrwürdige Antlitz zierte ein Backenbart. Die Uniform, wenngleich nur mit wenigen Strichen angedeutet, war die eines Soldaten zu Zeiten des Ersten Weltkriegs. Zu seiner Rechten lag ein Säbel, dessen Spitze angebrochen war, zur Linken eine Bibel.“

Die Statue des Generals Sir Arthur St. Clare erhält nächtlichen Besuch zweier merkwürdiger Gesellen. Während einem der beiden das Motiv ihrer nächtlichen Irrfahrt bestenfalls vage erscheint, liegt dem anderen Sinn und Zweck glasklar vor Augen. Denn bei den Besuchern handelt es sich um Pater Brown und Hercule Flambeau, die sich kurz darauf in einem Pub aufwärmen, wo der Pater Flambeau von der ‚St.-Clare-Affäre‘ erzählt. Zunächst den offiziellen Teil, nach dem St. Clare seine Armee - nach erfolgreichen Feldzügen in Indien und Afrika - nach Brasilien führte, wo er dem dortigen Herrscher Olivier unterlag und aufgehängt wurde.

Soweit die historische Überlieferung, die nach Browns Meinung nur die halbe Wahrheit erzählt. Denn bei dem letzten Angriff auf Olivier ließ St. Clare seine sprichwörtliche Besonnenheit sträflich vermissen. Auch Oliviers grausame Rache an St. Clare will nicht ins Bild passen, war dieser doch seinen Feinden gegenüber als versöhnlich und milde bekannt. So ist diese Geschichte voll von mysteriösen Widersprüchen, die Pater Brown aufklären will.

„General St. Clare wurde bei dieser Gelegenheit Unfähigkeit vorgeworfen. Ich aber sage, dass dieses Unternehmen, richtig verstanden, eines der glänzendsten und klügsten seiner gesamten Karriere war. Und Präsident Olivier wurde der Grausamkeit bezichtigt. Auch dies ist nicht wahr. Er hat bei dieser Gelegenheit noch mehr als sonst, die ihm eigene, edle Gesinnung gezeigt. Oder um es einfacher zu sagen: St. Clare war keineswegs ein solcher Narr und Olivier keineswegs ein solcher Unmensch, wie allgemein angenommen wird.“


Mit „Das Zeichen des zerbrochenen Säbels“ liegt eine Folge vor, die fast gänzlich von dem Geistlichen und seinem ‚Assistenten‘ Flambeau resümiert wird, während diese im warmen Pub sitzen. Da erklärt der Pater seinem vergleichsweise begriffsstutzigen Begleiter den Fall noch einmal von Anfang an. Begonnen bei der historischen Schlacht, die sich für St. Clare als so verhängnisvoll erwiesen hatte, über die Befragungen der Nachkommen einiger Beteiligter bis zum finalen Schluss, den Pater Brown zieht, nämlich, dass den fragwürdigen Ereignissen damals ein Plan zugrunde lag.

Natürlich gibt sich Hörspielproduzent Markus Winter nicht damit zufrieden, Erich Räuker (als Pater Brown) endlos dozieren zu lassen, höchstens von einigen Fragen Tobias Kluckerts (als Hercule Flambeau) unterbrochen. Selbstverständlich wird in diesen Momenten kunstvoll in Spielszenen ‚übergeblendet‘, etwa, wenn aus einem Brief oder einem Buch vorgelesen wird oder der Pater die vergangenen Ereignisse schildert, wie sie seiner Meinung nach passiert sind.

Da es natürlich in der Gegenwart niemanden mehr gibt, der für irgendetwas zur Verantwortung gezogen werden könnte, bleibt der Fall lediglich eine theoretische intellektuelle Herausforderung für den Hobby-Ermittler, was den Fall jedoch keineswegs abwertet. Damit wird auch der große Unterschied zu den grundsätzlich ähnlich gelagerten „Sherlock Holmes“-Fällen deutlich: Chestertons Ermittler gibt sich meist mit der reinen intellektuellen Leistung zufrieden, ohne aktiv eine Gerichtsbarkeit zu bemühen.

Das Hörbuch: Wie von den Winterzeit Studios gewohnt, ist die technische Umsetzung und das Ensemble der Sprecherinnen und Sprecher perfekt abgestimmt, so dass es leicht fällt, hier wohlig einzutauchen. Die angenehm kurze Laufzeit ist absolut angemessen.

Auch Folge 4 von "Die rätselhaften Fälle des Pater Brown" liefert einen toll entspannten Detektiv-Krimi, der sogar recht ungewöhnlich aufgezogen ist, da es hier kein Verbrechen im herkömmlichen Sinn gibt, das aufgeklärt werden müsste.