Markus Heitz: Aera 2: Die schwärzeste Nacht (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 04. April 2022 18:24

Markus Heitz
Aera 2: Die schwärzeste Nacht
Knaur, 2022, Taschenbuch, 476 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Wir schrieben das Jahr 2012, das Jahr in dem - zumindest laut den mittel- und südamerikanischen Kalendarien - die Welt untergehen sollte. Und wirklich, es tat sich etwas in der Welt. Kein Untergang, etwas viel Aufsehenerregenderes passierte. Die Götter kehrten in Persona zurück. Mit einer kleinen, unwesentlichen Ausnahme waren Thor, Zeus und andere wieder da, wetteiferten um Gläubige und führten erbitterten Krieg um Macht und Einfluss.
Einer fehlte im Reigen: Ein Tischlersohn der am Kreuz für unser aller Wohl starb, war nicht unter den Zurückgekehrten. Und schon hatten die monotheistischen Kirchen ein echtes Problem an der Backe.
Schon einmal folgten wir dem Interpol-Ermittler Malleus Bourreau, einem bekennenden Atheisten, und erfuhren, wie er zu seiner Auffassung kam.
Alles beginnt nun mit einem irischen Priester, der von einer Statue seines Gottes erschlagen wird. Dann kommen geköpfte Ureinwohner Australiens hinzu, ein sengendes Schwert eines leibhaftigen Seraphen als Tatwaffe inklusive, es blüht die Wüste in und um Jerusalem - kommt Jesus tatsächlich doch noch zurück? Und wie nur werden die anderen Gottheiten, die mit aller Macht versuchen weitere Götter von der Erde fernzuhalten, reagieren?
Immer deutlicher wird, dass Malleus eine besondere Verbindung zu den mächtigen Wesen hat. Eine Verbindung, die ihn bereits einmal zum Götterschlächter hat mutieren lassen - eine Macht, vor der sich selbst die Götter fürchten.
Es ist nun doch schon einige Zeit her, dass Markus Heitz seine zehn eBooks in einem Print-Roman zusammengefasst präsentierte. „Aera“ hielt damals für seine Leser eine neue Welt bereit - und die Idee per se war und ist bestechend. Dass sich die alten Götter - Asen, Griechen, Ägypter ebenso wie Naturgötter der amerikanischen Ureinwohner oder der Afrikaner - manifestieren, dass die Verehrer des einen Gottes allesamt vergeblich auf die Wiederkunft ihres Wesens warten, das hat schon etwas.
Nun also die Fortsetzung, die die Handlung in sich folgerichtig abschließt, uns die Mysterien um Malleus offenbart und wiederum packend und voller Action unterhält.
Natürlich bleibt der Autor seiner bisherigen Zeichnung verhaftet, lockt uns immer wieder mit neuen Andeutungen, Rätseln und Hinweisen, ohne die Gestalt des Inspektors allerdings wirklich mit Leben zu füllen. Dessen Sucht nach den bewusstseinserweiterten Zigarren und der fast schon zwanghaft zu nennende Blick aufs PDA stören auf Dauer den Lesefluss ein wenig. Selbst schwerste Angriffe steckt er locker und fast ohne Regung weg, einzig die Sucht, die er mangels Nachschub nicht mehr wirklich befriedigen kann, scheint ihm innerlich nahe zu gehen.
Die Zeichnung der Welt nach der Wiederkunft bleibt oberflächlich. Dabei gäbe es so viele interessante Schauplätze zu beschreiben - Jerusalem, Sodom und Gomorrha, das moderne-alte China, den afrikanischen wie südpazifischen Dschungel oder Down Under, das fast komplett von den indigenen Völkern wieder in Besitz genommen wurde - Bühnen genug, nur dass Heitz hier über eine oberflächliche Darstellung kaum hinaus geht. Der Verfasser ordnet alles seinem rasant aufgezogenen Plot, der Action unter.
Helferlein Zufall darf natürlich auch nicht fehlen, die Logik bleibt ein ums andere Mal außen vor und die Idee, einen toten Serienkiller in täglich wechselnder Gestalt als Schutzengel zu installieren erweist sich auch nicht wirklich als hilfreich. Zwar vermag dieser ein ums andere Mal Anschläge auf Malleus abzuwehren, seine ungehobelte Ausdrucksweise, seine überzeichneten Vorurteile und schnellen Wertungen machen uns diesen nicht unbedingt sympathischer.
Die Suche nach Erkenntnissen, die Auseinandersetzung mit Sekten und Killern steht, eindeutig auf der Haben-Seite. Hier wartet spannende Action fast schon Nonstop auf den Leser, die ihm eine kinoreife Handlung vor der inneren Leinwand präsentiert.
So ist auch dies ein Buch, das dem Leser eine Tour de Force anbietet. Rasante Action in einer ungewöhnlichen Welt, die die Wiederkunft der leibhaftigen Götter erleben durfte oder musste, nicht immer logisch oder detailreich, aber packend und auf einen Rutsch schnell, spannend lesbare Kost.