Cold War (DVD)

Cold War
Hongkong 2012, Regie: Sunny Luk & Longman Leung, mit Aaron Kwok, Tony Leung, Charlie Young u.a.

Rezension von Elmar Huber

Hongkong: Ein Bombenanschlag und eine entführte Verkehrsstreife, bestehend aus fünf Polizisten samt Spezialausrüstung, versetzen die Polizeispitze in höchste Alarmbereitschaft. Ein terroristischer Akt wird vermutet.

Unter den entführen Polizisten ist auch der Sohn des stellvertretenden Polizeichefs Waise Lee (Tony Leung Ka-Fai) und schon bald wird dessen aggressives Vorgehen und seine Urteilsfähigkeit von seinem jüngeren Konkurrenten im Amt, Sean Lau (Aaron Kwok), infrage gestellt. Die Situation wird damit zusätzlich zu einer Entscheidungsschlacht um den vakanten Posten des zukünftigen Police Comissioners von Hongkong.

Lau überzeugt mit seiner überlegteren Argumentation und erhält schließlich die Leitung der Operation „Cold War“. Die Lösegeld-Übergabe, die Lau persönlich vornimmt, misslingt jedoch, und er sieht sich plötzlich im Visier interner Ermittlungen.

 

Obwohl die Handlung von „Cold War“ nach Videotheken-B-Ware klingt, ist der Film ein perfektes Beispiel dafür, dass es nicht der Inhalt, sondern die Form und die Präsentation ist, die einen Film aus dem Einerlei der Masse heraushebt. Nicht umsonst hat „Cold War“ 2013 den Hong Kong Film Award in neun Kategorien, unter anderem in den Hauptkategorien Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Tony Leung Ka-Fai), Beste Regie, Bestes Drehbuch, erhalten.

Auch ist der Streifen nicht so simpel gestrickt, wie es zunächst den Anschein hat. Die Regisseure und Drehbuchautoren Sunny Luk und Longman Leung eröffnen gleich mehrere Ebenen und ziehen die Handlung etwa nach der Hälfte des Films herum, wenn sich Lau plötzlich dem Vorwurf der Korruption ausgesetzt sieht und er sich plötzlich ebenfalls in einer angreifbaren Position befindet.

Von Beginn an lebt der Film allerdings größtenteils von der nahezu greifbaren Spannung zwischen den gegensätzlichen Charakteren Lee und Lau. Die perfekte inszenierte Action, die allerdings sehr dosiert eingesetzt wird, ist hier nur das Tüpfelchen auf dem I. Die Kontrahenten, die gezwungen sind, gemeinsam gegen die Entführer vorzugehen, werden perfekt dargestellt von Tony Leung Ka-Fai (mit rasiertem Kopf, Brille und Dschingis Khan-Bart kaum mehr zu erkennen als der Liebhaber von 1992 aus Jean-Jaques Annauds gleichnamigem Film) als unter Strom stehender Waise Lee und Aaron Kwok als geleckter und taktisch geschickter Sean Lau. Im richtigen Leben ist der Altersunterschied der beiden bei weitem nicht so groß, wie hier zu vermuten.

Eine Gastrolle hat Hongkong-Superstar Andy Lau („Infernal Affairs“, „House of Flying Daggers“), der schon in „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“) auf Tony Leung Ka-Fai getroffen ist.

Der wirklich große Moment des Films ist schließlich auch das Finale, wenn sich die beiden Männer in gegenseitigem Respekt voneinander verabschieden.

Insgesamt ist den Regie-Debütanten Sunny Luk und Longman Leung ein herausragender konzentrierter Polizei-Thriller gelungen, der sich nicht auf spektakuläre Schauwerte stützen muss, um sein Publikum zu fesseln. Die überraschenden Story-Wendungen tun ein Übriges, den Zuschauer auch intellektuell vergleichsweise stark zu fordern (US-Produzenten sollten sich hier etwas abschauen). Dazu ist „Cold War“ sichtbar hoch budgetiert und gibt sich damit auch produktionstechnisch keine Blöße.

Der Abräumer der 32. Hong Kong Film Awards fesselt vor allem durch das brillante Spiel seiner Hauptdarsteller und einen ungewöhnlichen Handlungsverlauf.