Tobias Miller: Genuine Madness (Buch)

Tobias Miller
Genuine Madness
2022, Paperback, 312 Seiten, 9,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Thomas Miller schreibt nichts über sich, nur dass er mit seinen Romanen die Leser sehr gerne in die USA entführt, wo er heute noch lebt und lange Zeit in einem pharmazeutischen Unternehmen arbeitete. Viel von diesen Erlebnissen und diesem Wissen lässt er auch in seine Geschichten einfließen, vor allem in dem hier vorliegenden Near-Future-Thriller „Genuine Madness“.


In einer nicht allzu fernen Zukunft entscheidet ein IQ-Test darüber, ob ein Kind zu einem „Smart“ oder „Lame“ wird. Nur die Kinder, die ersteres erfüllen werden weiter gefördert und zu der Elite des Landes herangezogen. John Raymond hat dieses Glück nicht, auch wenn er das Zeug dazu hätte. Er muss sich in sein Schicksal fügen.

Zehn Jahre später erhält er durch einen wohlmeinenden Schuldirektor eine zweite Chance, als Proband einer besonderen Studie. Mittels eines Medikaments wird seine Intelligenz und Aufnahmefähigkeit gesteigert, so dass er die Ausbildung eines „Smart“ genießen könnte.

Aber wie alles im Leben hat auch das seinen Preis und nicht zuletzt stehen Menschen mit dunklen Absichten dahinter, wie der junge Mann bald feststellen muss.


Eine Gesellschaft die in zwei Klassen aufgeteilt ist, und in der nur die Klugen eine Aufstiegschance haben? So abwegig ist der Gedanke nicht, auch wenn er heute meistens mit dem sozialen Status begründet wird und das Ausbrechen aus der eigenen Klasse sehr schwer ist, wenn man am unteren Ende der Leiter steht.

In der Zukunft sollen zwar die begabten Schüler bessere Chancen haben, aber schon die ersten Seiten machen klar, dass auch hier von den Verantwortlichen Schindluder getrieben wird, genauso wie später. Denn die Chance mit dem neu entwickelten Medikament doch noch aufzusteigen, lassen sich die Macher teuer bezahlen, selbst wenn sie die Droge erst einmal kostenlos zur Verfügung stellen - aber alles andere kostet.

Und so verkauft sich auch John erst einmal, um die neue Freiheit auszukosten, bekommt aber durch Begegnungen und Freunde schnell Zweifel, ob das wirklich des Rätsels Lösung ist. Denn letztendlich regiert auch bei den „Smarts“ das Geld und dubiose Geschäfte sorgen dafür, dass der Erfolg des Medikaments mit Tricks erzwungen wird.

Wie man sich denken kann hat der schöne Schein eine dunkle Seite, die um keinen Preis ans Licht der Welt kommen darf - und die Spannung des Buchs entsteht dadurch, dass die Hauptfiguren hinter alles kommen und am Ende mehr oder weniger um ihr Leben rennen müssen.

Das ist actionreich und dramatisch umgesetzt, fühlt sich auch auf der wissenschaftlichen Seite durchaus realistisch an, so dass man auch am Ende nachdenklich zurückbleibt. Immerhin ist der Abschluss für die Figuren rund.

„Genuine Madness“ ist ein interessantes Gedanken-Experiment, verpackt in einen spannenden Thriller, das gar nicht einmal mehr so abwegig erscheint und dabei den Leser in den Bann schlägt.