Something is killing the Children 4 (Comic)

Something is killing the Children 4
Text: James Tynion IV
Titelbild und Zeichnungen: Werther Dell'Edera
Boom!, 2022, Paperback, 144 Seiten, ca. 14,10 EUR

Rezension von Matthias Hesse

Eisner Award, ein erstes Spin-off namens „House of Slaughter“ und eine angekündigte Netflix-Verfilmung, die laut „Hollywood Reporter“ unter der Regie von Mike Flanigan entstehen soll: „Something is killing the Children“, die 2019 kurz vor Pandemie-Ausbruch debütierte Comic-Serie von James Tynion IV (Text) und Werther Dell'edera (Zeichnungen), ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Noch beeindruckender, wenn man sich vor Augen führt, dass die Handlung zwar durchaus spannend erzählt ist, aber wenig Originelles bietet. 

Nur Kinder können jene gefräßigen Monster sehen, die von latenter gesellschftlicher Angst an die Ränder menschlicher Siedlungen gelockt werden. In instinktgetriebener Brutalität metzteln sie ihre menschliche Beute und verschleppen die Kleinsten in ihre Höhlen im Wald. Die Jägerinnen und Jäger dieser Kreaturen, die an Mischwesen aus Heuschrecken und Skorpione erinnern, sind ebenfalls keine Sympathieträger. In ihrem Saint-George-Geheimorden herrschen überdies raue Sitten.

Zu Jahresbeginn ist der vierte Sammelband erschienen, der die Einzelhefte 16 bis 20 vereint und erstmals in bester Origin-Manier die Vorgeschichte von Erica Slaughter beleuchtet, die die Leserschaft im abgeschlossenen, 15 Ausgaben umfassenden Auftakt kennenlernen durfte. Sie wird von ihrer künftigen Mentorin, im Blut sitzend, aufgefunden. Ihre Eltern und ihre beste Freundin sind tot - doch der Kadaver des Untiers, das sie auf dem Gewissen hat, geht auf ihre Rechnung. Und weil die empathielose Erica ein besonderes Talent zur Jägerin zeigt, ist sie im Orden genau richtig. Saint George will dieses blonde, scheinbar kaltblütige Mädchen unbedingt haben - die Probe zur Aufnahme in den Orden aber ist ein Spiel auf Leben und Tod...

Also alles bekannte Versatzstücke, zu teenagertauglichem Horror montiert. Wenn eine TV-Bearbeitung die eigentliche Faszination der Serie einfangen will, wird eine seichte Verfilmung à la „Locke & Key“ zwangsläufig scheitern müssen. Denn in erster Linie sind es die Zeichnungen von Werther Dell'Edera sowie die expressive Farbgebung von Miquel Muerto, die dem eigentümliche Reiz von SIKTC zu Grunde liegt. Zwar ohne allzu experimentell mit sämtlichen Konventionen zu brechen, sind die Episoden so rau und atemlos gezeichnet, als säßen Dell'Edera seine Kreaturen höchstselbst im Nacken. Manchmal hastig hinschraffiert, dann großflächig blutbespritzt, verbreiten auch die detailreicheren Panels jederzeit einen Sog, als bliebe keine Zeit mehr: Zu groß ist die Bedrohung.

Zunächst nur als Import zu haben, ist eine deutsche Übertragung bei Splitter für Juni angekündigt.