Maddrax 577: The Walking Matt, Simon Borner (Buch)

Maddrax 577

The Walking Matt

Simon Borner
Titelbild: Néstor Taylor

Bastei, 2022, Romanheft, 68 Seiten, 2,10 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Nachdem „Maddrax“ zur Mitte des Weltenriss-Zyklus' mit „Letzte Bastion“ und „Zwischen den Sternen“ interstellare Science Fiction serviert hat, und auch der demnächst folgende Band „Griff nach dem Mars“ kein intimes Kammerspiel vermuten lässt, gönnen Bastei und Episoden-Autor Simon Borner dem geneigten Fan eine Atempause in Form eines kleinen, aber feinen Romans, der zwar nur als eine Fußnote in der Gesamthandlung in Erinnerung bleiben wird, allerdings als eine, an die man sich gern erinnert.

Schon Nèstor Taylors Cover zu „The Walking Matt“ macht klar, dass wir es mit einer Hommage an den größten Zombie-Erfolg seit „Dawn of The Dead“ zu tun haben, der AMC-Verfilmung von Robert Kirkmans kongenialen „The Walking Dead“-Comics. Die Typographie des Titels und das charakteristische Waldgrün, sowie ein untot schlurfender Matthew Drax sind der verdienten, wenn auch zuletzt etwas seifenopernhaft schwächelnden TV-Serie entlehnt. Es wäre ja auch Verschwendung gewesen, die erzählerische Chance ungenutzt zu lassen.


Der Geist des Titelhelden ist per Zeitstrahl zum Mars gereist. Seine Hülle befindet sich derweil in einer bionetischen Kapsel, die seine Vitalfunktionen bis zu dessen Rückkehr aufrechterhält. Ein Glück für den Daa'muren Lun'hal'soro - sein Bewusstsein braucht nämlich dringendst einen menschlichen Körper, um wiederum seinen seit Jahren in einem Stollen verschütteten Leib zu bergen. So macht sich der Ex-Airforce-Commander und bewährte Weltretter ohne sein eigenes Wissen als Sprengmeister auf den Weg - Handwerk hat goldenen Boden.


Es ist also diesmal kein Virus, der den leblosen Körper okkupiert. Simon Borner alias Christian Humberg gräbt sich in die Ursprünge des Zombie-Mythos, die in den westafrikanischen Yoruba-Religionen, später im haitianischen Voodoo zu finden sind. Er entdeckt den Loa, ein mächtiges Geistwesen, das Besessenheit auslösen kann, und kann so schon zu Beginn der Episode mit „Der Exorzist“ auf einen anderen Horror-Klassiker verweisen - es reicht ihm nicht, sich augenzwinkernd auf die Analogie zu „The Walking Dead“ zu beschränken. Stattdessen kreiert er eine runde und eigenständige Geschichte, in der auch die Bedrohung durch die Dunklen ihre Opfer fordert, die dann den Weg des Wandernden Matt schicksalshaft kreuzen.

Der eher überschaubare Plot macht auf den beschränkten 64 Heftseiten herrlich auserzählte Szenen, stimmige Psychologie und ausführliche Dialoge möglich, und mit Lun'hal'soro tritt eine Nebenfigur auf den Plan, deren weiteres Schicksal den Serien-Machern in Zukunft gerne den einen oder anderen Blick wert sein darf.