Don Davis & Jay Davis: Sünden des Fleisches (Buch)

Don Davis & Jay Davis
Sünden des Fleisches
(Sins of Flesh, 1989)
Übersetzung: Heiner Eden
Festa, 2022, Hardcover, 428 Seiten, 34,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Wir schreiben das Jahr 1938. Irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten treffen zwanzig fanatische Mitglieder einer Sekte ihren Priester, um auf dessen Aufforderung hin miteinander Unzucht zu treiben. Der Blick des Anführers fällt auf eine junge, attraktive Frau. Dass deren Verlobter sich in den Wald geschlichen und durchs Fenster der Hütte das Treiben beobachtet, soll sich als fatal erweisen. Zwar gelingt es ihm, die junge Frau zu befreien und zu fliehen, allein der Fluch des Anführers der Sekte trifft ihn und seine spätere Frau. Ihres Leibes Frucht soll ihnen nur Not, Leid und Unglück bringen.

Dreißig Jahre später treffen wir das Paar wieder. Nach einem erfüllten Leben als Farmer ereilt die Frau ein Schlaganfall - ihr Geheimnis, den im Rübenkeller gefangengehaltenen, psychopathischen Sohn will sie am liebsten mit ins Grab nehmen; allein, wer sollte die Bestie, die sich im großgewachsenen und wohlgestalteten Leib ihres Sohnes verbirgt, denn bändigen? Wenn sie einmal nicht mehr ist, wird ihr Bannkreis aus dem alten Grimoire fallen, der Wendigo auf die Bewohner der kleinen Ortschaft Gideon losgelassen.

Noch bevor sie halbseitig gelähmt etwas unternehmen kann, taucht ihr Sohn im Krankenhaus auf - um abzurechnen. Eine blutig verstümmelte Leiche bleibt zurück, das Grauen kommt über Gideon.

Zusammen mit einer jungen Polizistin macht sich der Neffe des Ungeheuers auf, seinen Onkel zu stoppen, auch wenn die Chancen dafür mehr als schlecht stehen…


Don Davis & Jay Davis legen einen geradlinig verfassten Horror-Roman vor. Die Grundanlage des Plots ist altbekannt, wohlerprobt und nach wie vor wirksam. Es geht um einen Fluch, der zunächst in Zaum gehalten, nach dem Tod des Wächters über eine Kleinstadt, besser ein Dorf, kommt. Und natürlich um den fast schon aussichtslosen Kamp unserer Protagonisten gegen das bestialische Übel.

Dabei schwelgt der Roman in bekannten Versatzstücken - das ländliche Setting im Corn Belt im Flyover Country, der idyllische Ort, in dem alles - zunächst - seinen gewohnten Gang geht, das Böse, das diesen Gang dann wüst, brutal und blutig unterbricht und der Versuch, dem Ungeheuer Einhalt zu gebieten. Vom Figurenkabinett erwartet uns nichts wirklich Neues, die Handelnden entsprechen dem Üblichen.

Das hört sich nun alles recht negativ an. Doch dies trifft nicht zu. Den Leser erwartet ein geradlinig geschriebener Horror-Roman, der ihm von der Heimsuchung eines Dorfes berichtet, das entsprechende Gemetzel des Wendigos zeigt und den Kampf gegen diesen thematisiert. Alles durchaus kurzweilig und spannend zu lesen; solide Horror-Kunst, die in der „Pulp-Legends“-Reihe sehr gut aufgehoben ist.