Tony Ballard 1: Die Höllenbrut, A. F. Morland (Hörspiel)

Tony Ballard 1
Die Höllenbrut
A. F. Morland, Thomas Birker & Christian Daber
Sprecher: Klaus-Dieter Klebsch, Torsten Sense, Dorette Hugo u.a.
Musik: Tom Steinbrecher
Titelbild: Ugurcan Yüce
Dreamland, 2007 (CD; Download: 2019)

Rezension von Elmar Huber

„Es kann als sicher angenommen werden, dass diese verfluchten Hexen unser Dorf alle hundert Jahre heimsuchen. Das geht aus den Aufzeichnungen hervor. Fast genau auf den Tag vor dreihundert Jahren haben die Hexen unser Dorf verflucht, Inspektor. Das heißt, dass das Grauen in diesem Jahr wieder von vorne beginnen wird.“

Im Jahr 1707 sterben in dem kleinen Örtchen Griddledon, nahe London, sieben Hexen unter dem Henker Anthony Ballard. Kurz vor ihrem Tod belegen die Hexen die Dorfbewohner und deren Nachkommen mit dem Fluch, immer wiederzukehren, um sich an den Nachkommen der Dorfbewohner zu rächen.

Gegenwart: Tony Ballard, Polizeiinspektor in Griddledon, glaubt nicht an die Dorflegenden, nach denen der Ort alle hundert Jahre von den „Hexen vom Galgenbaum“ mit Tod und Verderben heimgesucht wird. Doch nachdem sich zu besagtem Zeitpunkt merkwürdige und tödliche Ereignisse in Griddleton häufen, fragt er sich, ob die alte Geschichte nicht doch einen wahren Kern haben könnte.

Als Unterstützung steht ihm Professor Edgar Davis zur Seite, der sich als Historiker eingehend mit den Hexen beschäftigt hat. Von ihm erfährt Ballard auch, dass er ein direkter Nachfahre des Henkers ist, der die sieben Hexen damals hingerichtet hat. Außerdem war bei jedem Auftauchen der Hexen ein Ballard unter den Todesopfern. Bei seinen Nachforschungen stößt Davis auf den magischen „Stein des ewigen Lebens“, der den Hexen ihre Macht verleiht, und der auch das Mittel zu ihrer Vernichtung sein könnte.

„Was immer die Hexen anderen Menschen in unserem Dorf antun werden, sie werden vermutlich über all diesen bösen Taten nicht vergessen, sich an einem direkten Nachfahren Anthony Ballards zu rächen. Und zwar mit aller Grausamkeit und Boshaftigkeit, derer sie fähig sind.“


Mit „Tony Ballard“ legt Dreamland Productions die Hörspiel-Adaption der (nach „John Sinclair“ und „Professor Zamorra“) dritten großen Roman-Gruselserie aus dem Bastei Verlag vor. In gewisser Weise ein Glücksspiel, da die Romanserie bereits 1990 eingestellt wurde, die Hörspiele jedoch erst seit 2007, 25 Jahre nach dem Start der Romanserie, produziert werden. Zu dieser Zeit gab es eine Fortsetzung der Serie in Buchform bei Zaubermond (bis 2014), seit 2015 erscheinen die neuen „Tony Ballard“-Romane bei der Romantruhe; beides weit weniger publikumswirksam als eine flächendeckende Präsenz am Kiosk.

Wie es sich gehört, schildert „Die Höllenbrut“ die Anfänge des „Dämonenhassers“, der hier noch ein ganz normaler Polizist in seinem Heimatdörfchen ist. Von Anfang an ist der Kerl sympathisch, so wie er gleich einen halbseidenen Weinhändler auflaufen lässt, bevor er es mit den „Sieben vom Galgenberg“ zu tun bekommt. Ganz klassisch suchen die Hexen den Ort ihres Sterbens alle hundert Jahre auf, um dort Chaos und Tod zu säen. Prekär wird es für Ballard, da ihm als Nachfahre des Hexenhenkers das besondere Interesse der mörderischen Weiber gilt.

Recht schnell ist der realitätsverbundene Polizist dann doch vom Wirken übernatürlicher Mächte überzeugt und bereit, mit dem Beistand eines Mannes der Wissenschaft, den Furien entgegenzutreten. Dass das Ganze reichlich vorhersehbar ist, liegt in der Natur der Sache. Auch zerfällt das Abenteuer in eine rasante erste und eine etwas aufgeblasene zweite Hälfte. Die Angriffe und Taten der Hexen in der Gegenwart wirken wie Füllwerk, ebenso wie die Tatsache, dass sie Tony Ballard nicht direkt angreifen, sondern ihn in eine Falle locken lassen und quälen, ihn aber nicht schnell und sofort töten wollen.

Produktionstechnisch spiegelt die Hörspiel-Adaption das Verhältnis zum ‚Großen Bruder‘ „John Sinclair“ wider. Dreamland ist nicht Lübbe Audio aber alles ist ordentlich und Genre-passend umgesetzt. Mit Torsten Sense, der Synchronstimme von Val Kilmer, Andreas von der Meden, Sascha Draeger, Udo Schenk und Klaus-Dieter Klebsch als Erzähler hat man durchaus namhafte Sprecher an Bord. Außerdem kann „Tony Ballard“ einen handfesten Underdog-Sympathie-Bonus für sich verbuchen.

„Die Höllenbrut“ ist eine vorhersehbare Origin Story, sauber und sympathisch umgesetzt.