Starla Bryce: Do-it-yourself-Dom (Buch)

Starla Bryce
Do-it-yourself-Dom
Blue Panther Books, 2021, Taschenbuch, 192 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Nachdem Christiane ihren Mann Sebastian in flagranti mit einer jungen Angestellten des gemeinsamen Reisebüros im Ehebett erwischt hat, will sie dieses unerfreuliche Kapitel ihres Lebens schnellstens hinter sich lassen. Soll er ruhig das Büro, das Haus und alles behalten - sie will einen Neuanfang. Da sie nun auch keinen Job mehr hat und vom Arbeitsamt gesperrt wurde, sucht sie Zuflucht im Tiny House ihres Vaters, seinem Rückzugsort an den Wochenenden.

Da kommt Christiane ein Blogger, der über romantische Liebe schreibt, gerade recht, um an ihm ihren Frust auszulassen. Sie teilt ihm mit, dass sie mit diesem zuckersüßen Vanilla-Gedöns absolut nichts am Hut hat und von einem dominanten Partner träumt, der genau weiß, was sie braucht. Der kurze Mail-Wechsel wird für beide zur Herausforderung: Jeder soll dem anderen Lektionen von seiner Sichtweise, die Liebe betreffend, erteilen, und Gewinner ist derjenige, dem es gelingt, dem anderen seinen Standpunkt zu vermitteln.

Als sie sich erstmals treffen, steht ausgerechnet Guzman, der neue, attraktive Sacharbeiter vom Arbeitsamt, vor Christiane. Trotz ihrer unterschiedlichen Meinungen finden sich beide sofort sympathisch, und angesichts der Problematik, mit Ende Dreißig den passenden Partner zu finden, kommt Christiane der Gedanke, Guzman zum „Do-it-yourself-Dom“ zu erziehen, denn tatsächlich gefällt ihr seine aufmerksame, zuvorkommende Art, und umgekehrt kann er sich auf die Dominanz-Spiele einlassen, die ihn zunehmend faszinieren.

Aber kann das zwischen zwei so verschiedenen Menschen wirklich funktionieren? Es passieren Dinge, die jeden von ihnen zweifeln lassen, mal bricht der eine, dann der andere die Beziehung ab, doch sie kommen nicht voneinander los. Dann taucht auch noch Sebastian auf, der seine Frau zurückwill, wobei ihm kein Mittel zu schäbig ist, sie wieder unter seine Fuchtel zu zwingen.


Wer bereits einige Titel von Starla Bryce gelesen hat („Meerjungfrauen brauchen’s feuchter“, „Ehefrau. Mutter. Sexsüchtig.“, „DuftHöschen“, „Die Regeln meines Herrn“), weiß, worauf er sich einlässt: Die Autorin zieht eine richtige Handlung um sympathische Protagonisten auf. Freilich kommt der Sex nicht zu kurz, doch auch für Drama, die Höhen und Tiefen des Lebens, Romantik und vage Spannungselemente wird reichlich Raum geschaffen. Dadurch und dank des flüssigen Stils wird für mitreißendes Lesevergnügen gesorgt. Die erotischen Schilderungen einschließlich der Wortwahl sind nicht zu deftig, anteilmäßig halten sie sich die Waage mit dem sie verknüpfenden Drumherum.

Sehr schön ist außerdem, dass kein Buch wie das andere ist, sodass man nicht müde wird, nach weiteren Romanen der Autorin zu greifen - während man bei den Titeln mancher Kollegen, die an den immer gleichen Themen und Archetypen festhalten, bald Langeweile verspürt, weil neue Ideen und Überraschungen einfach ausbleiben. Beispielsweise entstammen Starla Bryces Charaktere unterschiedlichen Milieus, ihr Alter bewegt sich ungefähr zwischen zwanzig und vierzig, sie befinden sich in einer festen, lockeren oder gar keiner Beziehung, sogar auf vage Fantasy- und Krimi-Elemente stößt man. Allen Figuren ist gemein, dass sie attraktiv und sexuell aktiv sind und es ihnen die jeweilige persönliche Situation erlaubt, ihren Neigungen nachzugehen.

Das gilt auch für „Do-it-yourself-Dom“. Die Autorin bringt frei nach dem Motto, dass sich Gegensätze anziehen, die arbeitsuchende, von ihrem fiesen Mann getrenntlebende Christiane mit dem Single Guzman zusammen, der ihre Vorstellung von Romantik korrigiert und seinerseits den Abwechslungsreichtum von soften BDSM-Spielen zu schätzen lernt. Obwohl es zwischendurch auch kriselt und kurz vor Buch-Ende das endgültige Aus besiegelt scheint, dann gar noch etwas völlig Unerwartetes passiert - ein bisschen Krimi beim Ziellauf -, wird das Publikum, das auf ein Happy End hofft, nicht enttäuscht.

Genau so wünscht man sich romantisch-erotische Romane: eine abwechslungsreiche Handlung mit überraschenden Wendungen, nachvollziehbare Protagonisten, an deren Schicksal man gern Anteil nimmt, realistische Dialoge, ein unterhaltsamer Schreibstil mit angemessener Wortwahl. Prima!