Tizian Amando: Im Banne der Herrin (Buch)

Tizian Amando
Im Banne der Herrin
Blue Panther Books, 2021, Taschenbuch, 208 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Der Autor, der sich Tizian Amando nennt, sagt über sich, dass er eigentlich gar nicht hatte schreiben wollen und es sich einfach ergeben hat, dass er, inspiriert von weiblicher Schönheit, von erotischen Momenten und Sex, der Suche nach dem Abenteuer und der richtigen Partnerin, mit „Im Banne der Herrin“ debütierte.


Nach der Trennung von seiner Frau stürzt sich Franz zunächst in seine Arbeit und wird zum erfolgreichen, aber ungeliebten Kollegen. Ein Freund redet ihm ins Gewissen, woraufhin Franz sein Leben neugestalten will und über Dating-Plattformen Kontakt zu Frauen sucht, was nicht so recht klappt, bis er an Ilse gerät, deren Profil ihm gefällt und die er nicht etwa anbaggert, sondern um Rat bittet, weil ihm die Gepflogenheiten im Internet, insbesondere in diesen Börsen, nicht vertraut sind.

Aus den kurzen Chats entwickelt sich schnell sehr viel mehr, erst erotische Dialoge, dann endlich ein persönliches Treffen. Das Wochenende verläuft jedoch so ganz anders, als von Franz erwartet, denn Ilse entpuppt sich als Domina. Sie lädt ihre Freundin Jasmin und deren Sub David ein, um gemeinsam mit ihnen den Gast zu erziehen. Die beiden Paare sind sich sympathisch und genießen Praktiken, wie sie sich Franz nie hätte träumen lassen. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, unabhängig vom Geschlecht. Doch damit sind die Überraschungen, die Ilse geplant hat, noch nicht vorbei.


Die Geschichte, geschildert aus der Perspektive von Franz, beginnt relativ harmlos und entwickelt sich rasch zu einem orgiastischen, aber auch liebevollen Sinnes- und Sex-Rausch, der vor allem um Ilse zelebriert wird und an dem Franz willig teilnimmt, während die anderen Beteiligten das Paar in seinem Bestreben, einander Erfüllung zu schenken, unterstützen.

Zusammen mit gleichgesinnten Mitspielern probieren Franz und Ilse im BDSM-Bereich eine Menge aus, wobei Teasing und Zurückhaltung zugunsten des Partners besonders wichtig sind. Das Glück/der heftige Orgasmus des anderen wird dabei zum eigenen Glück/gesteigerten Orgasmus. Jeder kommt auf seine Kosten; wer gibt, bekommt genauso viel zurück, wie der Nehmer erhalten hat, wobei nicht nur Mann x Frau und Frau x Frau sondern auch das seltene Mann x Mann berücksichtigt werden.

Als Leser wird man mit Franz ziemlich brutal in Ilses Welt von Dominanz und Unterwerfung katapultiert. Zunächst weiß er nicht, was ihn erwartet, aber er lässt sich auf alles ein und zeigt sich als gelehriger Schüler. In David, der bereits etwas weiter ist, findet er einen Vertrauten. Nach diesen Erfahrungen sind die späteren Erlebnisse bloß noch eine logische Fortsetzung, denn eine gewisse Steigerung muss sein. Ob man sich mit den grafischen Schilderungen anfreunden kann, ist im wahrsten Sinne des Wortes Geschmackssache, denn auch Natursekt fließt in Strömen, was nicht jedermann schätzen dürfte.

Die Handlung konzentriert sich auf ein Wochenende, das sehr vollgepackt ist mit erotischen Geschehnissen der unglaubwürdigen Marke ‚ever-hard‘. Das persönliche Moment, obschon die Beteiligten Intimes aus ihrer Vergangenheit ausplaudern, tritt im gleichen Maße zurück, wie die Sex-Szenen die Handlung bestimmen, sodass man die verschiedenen Charaktere, inklusive der Hauptfiguren, nicht näher kennenlernt, sie sich auch nicht weiterentwickeln, von der Toleranzschwelle bei den Spielen einmal abgesehen.

Dass es kein echtes Happy End gibt, wird früh preisgegeben, denn trotz großer Übereinstimmung und Liebe handelt es sich um einen Lebensabschnitt - und um Menschen, denen es vor allem um Abenteuer und Genuss, aber nicht zwingend um etwas Dauerhaftes geht. Um den Autor zu zitieren: „Ich bin ein Reisender im ICH. Ein Suchender nach IHR. Ein Findender im WIR.“ - das gibt den Inhalt gut wieder.

„Im Banne der Herrin“ schildert aus männlicher Sicht in allen Details ein orgiastisches Wochenende, wie es sich Frauen und Männer vielleicht gleichermaßen wünschen. Einige Praktiken dürften allerdings Hemmschwellen verletzen. Leider kommt der Autor hin und wieder mit seinen Figuren und den Namen durcheinander; da hätte das Lektorat etwas aufmerksamer sein können.